Heinrich von Kleist
(Weitergeleitet von Kleist, Heinrich von)
Heinrich von Kleist, vollständiger Name Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, (* 18. Oktober 1777 - nach eigenen Angaben 10. Oktober - in Frankfurt (Oder); † 21. November 1811 am Stolper Loch, heute Berlin, Stadtbezirk Steglitz-Zehlendorf ) war einer der bedeutendsten deutschen Literaten. Seine herausragendsten Werke sind „Das Käthchen von Heilbronn“, „Der zerbrochne Krug“, „Amphitryon“, „Penthesilea“ sowie „Michael Kohlhaas“.
Geschichte
Die Familie von Kleist gehörte dem sogenannten Uradel an und stammte aus Pommern (deutsch-polnische Ostsee-Region). Neben den vielen Gutsbesitzern entstammten der Familie auch etliche Feldmarschälle und Generäle, hohe Diplomaten und Gelehrte. Daher genoß die Familie Kleist in Preußen ein hervorragendes Ansehen und entsprechende Privilegien.
Heinrich kam als Sohn von Joachim Friedrich von Kleist (* 1728; † 1788), Stabskapitän in der Garnisonsstadt Frankfurt (Oder), und Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz (* 1746; † 1793), zur Welt. Aus dieser Ehe stammten auch Heinrichs Geschwister Friederike, Auguste Katharina, Leopold Friedrich und Juliane. Aus einer ersten Ehe des Vaters mit Caroline Luise, geb. von Wulffen († 1774), gingen die beiden Halbschwestern Wilhelmine und Ulrike Philippine hervor. Als im Jahr 1788 Heinrichs Vater starb kam der 11-jährige nach Berlin. Hier wurde er durch den reformierten Prediger Samuel Heinrich Catel erzogen, bei dem Heinrich auch in Pension lebte.
Entsprechend der Familientradition derer von Kleist trat Heinrich im Juni 1792 in das Bataillon des Regiment Garde Nr. 15 zu Potsdam, dem späteren 1. Garde-Regiment zu Fuß, ein. Nur einen Monat nach dem Tod seiner Mutter am 03. Februar 1793 zog Heinrich mit seinem Regiment in den Rheinfeldzug gegen das revolutionäre Frankreich. Zwei Jahre später kehrte das Regiment nach Potsdam zurück. Trotz erster Zweifel am Soldatenleben ließ sich Kleist zum Leutnant ernennen. Gemeinsam mit einem Regimentskameraden nahm Heinrich mathematische und philosophische Studien an der Großen Stadtschule von Potsdam auf. Zeitgleich veräußerten Heinrich und seine Geschwister das ererbte Eigentum des Vaters. Somit war es Heinrich möglich, den Militärdienst zu quittieren (1799) und ein Studium an der Frankfurter Viadrina zu beginnen. Doch das Erlernen von theoretischem Wissen befriedigte von Kleist nicht. Das Studium wurde nach nur drei Semestern abgebrochen. Dies war auch der Verlobung Heinrichs mit der Generalstochter Wilhelmine von Zenge (1780-1852) geschuldet. Der Schwiegervater wünschte ein Staatsamt für Kleist. So wurde dieser Volontär im preußischen Wirtschaftsministerium in Berlin. Als solcher reiste er durch verschiedene europäische Länder. In dieser Zeit kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Heinrich und den Philosophien Immanuel Kants sowie Jean Jacques Rousseaus, die als „Kant-Krise“ in die Geschichte eingingen.
Schriftsteller
Bei einer Reise nach Paris, die Kleist im Jahr 1801 mit seiner Schwester Ulrike unternahm, wurde er von der als „sittenlos“ empfundenen Hauptstadt enttäuscht. Die Werke der französischen Aufklärung erschienen ihm irrational und kontraproduktiv. Er begann mit seinen ersten schriftstellerischen Arbeiten, die Trauerspiele „Die Familie Schroffenstein“ und „Robert Guiskard, Herzog der Normänner“. Diese Arbeiten führte er ab April 1802 in der Schweiz weiter. Doch die neue Lebensweise entsprach nicht den Vorstellungen seiner Verlobten Wilhelmine. Es kam zur Trennung der beiden und Kleist begann an dem Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ zu arbeiten. Von April bis Juli 1803 war Kleist wieder in Deutschland. Von Dresden aus unternahm er eine Reise nach Bern, Mailand, Genf und Paris. In Paris verbrannte er die fertiggestellten Teile des „Guiskard“ in tiefer Verzweiflung. Er wollte in die französische Armee eintreten, um im Krieg gegen England den Tod zu finden. Er konnte jedoch dazu überredet werden, nach Deutschland zurück zu kehren.
In Königsberg übernahm Kleist an 1804 verschiedene Beamtentätigkeiten und arbeitete weiterhin an seinen literarischen Werken. Doch schon bald beendete Kleist seinen Staatsdienst und reiste im Januar 1807 nach Berlin. Auf der Fahrt wurde Kleist und seine Begleiter von den französischen Behörden verhaftet. Der Vorwurf lautete auf Spionage, da sich Kleist sehr oft in Paris aufhielt. Bis Ende Juli 1807 blieb Kleist Gefangener, wo er jedoch weiter schriftstellerisch tätig war. Nach seiner Freilassung zog Kleist zunächst nach Dresden, wo er mit Adam Heinrich Müller die Monatsschrift „Phöbus. Ein Journal für die Kunst“ herausgab. Im Februar 1810 zog Kleist nach Berlin. Hier veröffentlichte er einige seiner Werke und brachte die „Berliner Abendblätter“ heraus. Viele Berühmtheiten der damaligen Zeit schrieben für diese täglich erschienene Zeitung. Besonders beliebt bei den Lesern waren die aktuellen Polizeiberichte. Wegen den Einschränkungen der Pressefreiheit und einer verschärften Zensur mußte die Zeitung bereits ein Jahr später eingestellt werden.
Ende
Kleist versuchte nun vergeblich in der preußischen Verwaltung oder der preußischen Armee eine Anstellung zu finden, da die Aufführung seines Schauspiels „Prinz von Homburg“ durch Friedrich Wilhelm III. verboten war (bis 1814). Um der finanziellen Not zu entfliehen schrieb Kleist ein paar Erzählungen, die in einem Band veröffentlicht wurden. Seine Versuche zur Existenzsicherung schlugen jedoch alle fehl und Kleist war innerlich zerbrochen. Selbstmordgedanken überfielen den Gedemütigten. In Henriette Vogel, die an Krebs erkrankt war, fand Kleist eine letzte Begleiterin. Die Vogel ließ sich am 21. November 1811 von Kleist am Stolper Loch, am heutigen Kleinen Wannsee, erschießen. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich selbst. Beide wurden an Ort und Stelle (unterhalb der heutigen Bismarckstraße) verscharrt, da ein Selbstmord zur damaliger Zeit keine Bestattung auf einem christlichen Friedhof erlaubte.
Erst im Jahr 1936 wurde an der Begräbnisstätte der beiden Verzweifelten ein Grabstein aus Granit aufgestellte und die Stelle mit einem schmiedeeisernen, nur kniehohem Eisengitter eingezäunt. Zum 200. Todestag im Jahr 2011 wurde die spärliche Grabanlage renoviert und mit Informationstafeln versehen.
Ehrungen
Den Namen Heinrich von Kleist tragen Straßen und Plätze in den verschiedensten deutschen Städten.
Es gibt einen Heinrich-von-Kleist-Park in Berlin und einen Kleistpark in Frankfurt (Oder).
Der Kleist-Preis ist ein deutscher Literaturpreis.
Es gab zum 175. Todestag eine Gedenkmünze der DDR.
Die Deutschen Bundespost gab 1961 in der Serie "Bedeutende Deutsche" eine Briefmarke heraus.
Quellen
- wikipedia
- Biographie – Webseite der KleistGesellschaft