Nach dem 30-jährigen Krieg
Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Jahr 1660 Potsdam aus der Verpfändung zurückerwarb, ernannte er die Stadt mit den weniger als 100 Einwohnern zur Residenzstadt. Hierdurch erfolgte ein rasanter politischer und damit eng verbunden ein wirtschaftlicher Aufschwung. Als erstes wurde aus der alten Burg ein herrschaftliches Schloss erbaut. Hinzu kam das „Pomeranzen Haus“ (Orangerie, heute Filmmuseum). Die „Kurfürstliche Freiheit“ (die Breite Straße zusammen mit der Henning-von-Tresckow-Straße und der Werner-Seelenbinder-Straße) wurde ausgebaut und mehrere Bürgerhäuser wurden errichtet. Außerdem wurden die Zugänge nach Potsdam verbessert. So erfolgte die Erneuerung der Langen Brücke und der Glienicker Brücke sowie die Errichtung der Brücke bei Nedlitz und der Baumgartenbrücke.
Für diese Bautätigkeiten wurden Arbeiter und Handwerker benötigt. Nach dem 30-jährigen Krieg war Potsdam und die Kurmark Brandenburg stark zerstört und ziemlich entvölkert. Um die notwendigen Arbeitskräfte zu bekommen, erließ Friedrich Wilhelm mehrere Edikte, um die Einwanderung nach Brandenburg zu fördern. Diese Förderung galt hauptsächlich geschulten Spezialisten aus ausgesuchten Ländern, wie den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz. Diese Länder galten als die modernsten auf dem Gebiet der Wirtschaft und Technik. Aber auch jüdische Kaufleute (sogenannte Schutzjuden) mit ihrem Geld und ihren internationalen Verbindungen wurden ins Land geholt. Die durch Privilegien angelockten Einwanderer beschleunigten die manufaturkapitalistische Entwicklung enorm (es entstanden 40 neue Gewerbezweige), befruchtete das geistig-kulturelle Leben und brachten Kapital nach Brandenburg. Es entstanden neue Kolonien (z. B. Nowawes oder Köpenick) in ganz Brandenburg, in Potsdam z. B. die „Französisch-Reformierte Gemeinde“. Durch diese Einwanderungspolitik zogen bis 1805 geschätzte 350 000 Kolonisten in das Land. Dadurch wuchs die Bevölkerungszahl in Potsdam auf etwa 1.500 an.
Quellen
- „1000 Jahre Potsdam – Blätter aus der Stadtgeschichte“ (Teil 1) – Herausgeber: Rat der Stadt Potsdam; 1987; FG 010/001/88