Anna Flügge
Anna Wilhelmine Paula Flügge (* 03.09.1885 in Potsdam; † 16.10.1968 in Potsdam) war 1929 eine der ersten weiblichen Stadtverordneten in Potsdam. Nach ihr wurde 2024 eine Straße im Zentrum Potsdams benannt.
Biografie
Anna Flügge wurde am 03.09.1885 in Potsdam als zweite Tochter des Kalligraphen Paul Julius Schütze und seiner Ehefrau Emma geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters führte ihre Mutter zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, außerordentlich zu dieser Zeit, das Geschäft des Vaters allein weiter.
Anna geb. Schütze besuchte die Volksschule. 1906 heiratete sie Eduard Flügge, Tapezierer, Mineralwasserfabrikant und Installateur in Potsdam, und bekam mit ihm von 1907 bis 1919 drei Kinder.
Seit 1919 ist die Mitgliedschaft des Ehepaares in der SPD belegt.
1929, zehn Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts, ließ Anna Flügge sich zur Kommunalwahl aufstellen. Sie wurde als Stadtverordnete gewählt und saß von November 1929 bis zum Parteienverbot im März 1933 zusammen mit Pauline Wuttke und Hedwig Pusch in der 13-köpfigen SPD-Fraktion. Daneben war sie Schriftführerin im SPD-Wahlverein und wirkte aktiv in der Arbeiterwohlfahrt mit. In den zwanziger Jahren und nach 1933 widmeten sie und ihr Ehemann Eduard Flügge, der Vorsitzender des Dachverbandes Potsdamer Kleingärtner war, sich intensiv und erfolgreich der Kleingartenbewegung. 1936 gründeten sie und ihr Mann den Kleingartenverein „Bergauf“ am Pfingstberg mit, ein Refugium in den Zeiten der Verfolgung. Daneben waren sie sowie der erwachsene Sohn nachweislich an Flugblattaktionen gegen das Hitlerregime beteiligt.
Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde auch Anna Flügge im Rahmen der Großaktion „Gewitter“ verhaftet und kam kurzzeitig in das KZ Ravensbrück.
Nach Kriegsende trat Anna Flügge erneut der SPD bei und wurde 1946 in die SED übernommen, übte dort aber keine Funktionen aus. 1968 starb sie in Potsdam.
Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Frauenwahlrecht“ im Jahr 2019, wurde durch eine Initiativgruppe des Potsdamer Frauenzentrums eine Ausstellung über verdiente Potsdamer Bürgerinnen erarbeitet. Im Zuge dessen wurde die Stadt Potsdam auf Anna Flügge als eine der ersten weiblichen Stadtverordneten aufmerksam.
Auf Anregung des Frauenwahllokals (www.frauenwahllokal.com) wurde in der Nähe des wiederaufgebauten Stadtschlosses im Jahr 2024 eine Straße nach ihr benannt.
Literatur/Quellen
- Jeanette Toussaint / Ursula Demitter: Anna Flügge. Gegen die Verdrängung der Kleingärten in: Willi Carl/Martin Gorholt/Sabine Hering (Hg.): Sozialdemokratie in Brandenburg (1868 1933). Lebenswege zwischen Aufbruch, Aufstieg und Abgrund. Bonn 2021, S. 250-262
- Jeanette Toussaint/Stefanie Schuster: Anna Flügge - eine der ersten weiblichen Abgeordneten Potsdams. 15.02.2021.https://potsdamerinnen-ins-licht.podigee.io/s1e3-neue-episode, Abruf 12.11.2024
- Jeanette Toussaint: Anna Flügge. Kurzbiografie. In: Historische Kommission der SPD Brandenburg, Abruf 30.11.2024
- Ursula Demitter: Meine Großmutter, Anna Flügge, eine mutige Frau aus Potsdam. Stadtteilladen Potsdam-Bornstedt 2024. Meine Großmutter Anna Flügge, eine mutige Frau aus Potsdam. | Stadtteilarbeit und Stadtteilladen Bornstedt, Abruf 30.11.2024