Walter Braun
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Walter Max Emil Braun (* 13. Januar 1892 in Windenburg, Ostpreußen, Kirchspiel Kinten; † 24. Februar 1973 in West-Berlin) Er war ein evangelischer Pfarrer und Missionar.
Geschichte
Er wurde im April 1947 zum Generalsuperintendent der Kurmark mit kirchlichem Amtssitz in Potsdam berufen. Das Amt hatte zuvor Otto Dibelius nach 1945 zusätzlich zu seiner Leitungstätigkeit als Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg ausgeübt. Braun war als kurmärkischer Generalsuperintendent Mitglied der evangelischen Kirchenleitung der damaligen Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg.
Walter Braun wiederbelebte 1948 die traditionellen "Kurmärkischen Kirchentage" aus der Weimarer Republik, die in der Regel alljährlich in Potsdam stattfanden. Zur Hundertjahrfeier der Nikolaikirche 1950 überreichte im Februar desselben Jahres der brandenburgische Minister für Volksbildung, Fritz Rücker in einer Feierstunde im Nikolaisaal dem Gemeindekirchenrat eine Spende der Landesregierung für den Bau einer neuen Orgel in Höhe von 18.000 Mark in Anwesenheit von Bischof Dibelius und Generalsuperinendent Braun. Anlässlich des Kurmärkischen Kirchentages 1951, der am Donnerstag, dem 17. Mai begann, hielt er in der Potsdamer Friedenskirche eine Predigt, in der er sich als Kriegsversehrter des I. Weltkrieges für Frieden und gegen Remilitarisierung aussprach.
Der Rundfunksender "Radio DDR" sendete in der Morgenfeier der Evangelischen Kirche am Sonntag, dem 16. Juni 1957, eine Aufnahme des Kantate-Gottesdienstes vom Kurmärkischen Kirchentag in Potsdam mit der Bachkantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ und einer Predigt des Generalsuperintendenten Walther Braun. Zum dreizehnten Mal fanden sich 1960 in der Woche nach Pfingsten evangelische Amtsträger, kirchliche Mitarbeiter und viele Christen aus dem kurmärkischen Sprengel zum Festgottesdienst in der Erlöserkirche und zu Beratungen zusammen. Auf der Hauptversammlung sprach der Generalsuperintendent D. Braun. Dieser Kurmärkische Kirchentag stand unter der Losung: „Fürchte dich nicht! Es ist der Herr!" Unter der Losung „Wachet und betet!" fand 1961 der Kurmärkische Kirchentag wiederum in Potsdam statt, auf dem D. Braun in seinem Hauptreferat Fragen des theologischen Verständnisses der Taufe und der Taufpraxis behandelte.
Braun förderte besonders die kirchliche Männerarbeit seines Sprengels. Beispielsweise organisierte er vor dem Bau der Berliner Mauer eine christliche Männer-Freizeit in Berlin-Wannsee, wo er selbst Vorträge hielt. Nach der Teilung Deutschlands 1949 blieb die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg (EKiBB) als eine Kirche bestehen. Auf seine Anregung hin wurde das Kirchliche Oberseminar auf Hermannswerder mit Lizenz der sowjetischen Besatzungsmacht (SMAD) gegründet, das heute als Evangelisches Gymnasium weiterbesteht.
Von der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin wurde er 1952 zum Doktor der Theologie (D. theol.) ehrenhalber promoviert. Am 14. Dezember 1952 ordinierte Generalsuperintendent Braun eine der ersten promovierten Theologinnen, die Verfasserin der Streitschrift „Die Frau auf der Kanzel?“ Eva Hoffmann-Aleith. Der Generalsuperintendent vertrat die Auffassung, die Gemeinde habe bereits längst „Ja“ zur Frau auf der Kanzel gesagt und die Theologinnen hätten sich „im Predigtamt und auch in der Sakramentsverwaltung in schweren Not- und Krisenzeiten bewährt“. Er sorgte dafür, dass die evangelische Pastorin und Dichterin in der Gemeinde Stüdenitz-Schönermark im Land Brandenburg die Pfarrstelle übernehmen konnte, die sie bis 1974 inne hatte. Vorträge zur Orientierung der Pfarrer in seinem Sprengel und der Kirchengemeinden veröffentlichte er in der Kirchenzeitung Potsdamer Kirche, zum Beispiel unter der Überschrift "Die Kirche unter den Zeichen der Zeit". Auf seine Initiative hin fand 1962 eine ökumenische Studientagung in Potsdam statt, auf der die beiden neu gewählten DDR-Mitglieder des Weltkirchenrates, der sächsische evangelisch-lutherische Bischof Gottfried Noth und der Berliner Missionsdirektor Gerhard Brennecke, sowie als Gast aus Westfalen der damalige Landeskirchen-Vizepräsident Hans Thimme teilnahmen.
Anlässlich seines 70. Geburtstages 1962 wurde in der Tageszeitung "Neue Zeit" hervorgehoben, dass Walter Braun in der Bekennenden Kirche während der NS-Zeit mit dem um einen Tag jüngeren Martin Niemöller - dem führenden Vertreter der Bekennenden Kirche sowie nach 1945 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Präsident im Ökumenischen Rat der Kirchen - eng zusammenarbeitete. Braun lud Niemöller 1951 erstmals zu einem Vortrag in den Nikolaisaal ein. In seiner Potsdamer Amtszeit hatte Braun seine Aufmerksamkeit vor allem der Behandlung volksmissionarischer und liturgischer Fragen sowie von Problemen der Mission und der Förderung des theologischen Nachwuchses gewidmet. Überdies unternahm er eine längere missionarische Reise nach Südafrika 1953/54.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1963 wurde die Generalsuperintendentur der Kurmark in die Sprengel Potsdam und Eberswalde aufgeteilt. Brauns Nachfolger wurde der evangelische Theologe Horst Lahr († 26. Juni 2008 in Potsdam).
Im Juli 1918 heiratete er seine Verlobte, Erna Schikowsky, aus Königsberg (seit 1946 Kaliningrad) in Preußen. Die Trauung fand im Königsberger Dom statt. Mit ihr konnte er die Silberne Hochzeit in der Kapelle seiner damaligen Arbeitsstelle, dem Berliner Missioswerk, 1943 begehen.
Braun trat 1963 in den Ruhestand und verbrachte diesen in (West-)Berlin. Er wurde am 2. März 1973 in Potsdam beerdigt.
Weblinks
- Walter Braun (Geistlicher) - Artikel bei der Wikipedia
Einzelnachweise
- Pfarralmanach für die Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg. Evangelisches Konsistorium Berlin-Brandenburg. Berlin 1953, S. 8.
- Adressbuch Gross-Potsdam 1949: Generalsuperintendentur der Kurmark Generalsuperintendent Braun Pdm. Sonnenlandstraße 8
- Memeler Dampfboot. Die Heimatzeitung aller Memelländer, Nr. 5/1973
- Hans-Joachim Lück: Hermannswerder - Der schwierige Anfang (1950 – 1953). In: Almanach, Jahrbuch des Fördervereins für das Evangelische Gymnasium Hermannswerder e.V. Jahresheft 2007, Herstellung: G&S Druck und Medien, Potsdam, S. 5
- Eva Hoffmann-Aleith: Die Frau auf der Kanzel? Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1953 [Vorwort von Walter Braun]
- Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte, Band 65, Hrsg: Arbeitsgemeinschaft für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte
- Henning Bühmann: Die Stunde der Volksmission. Göttingen 2020, ISBN 3-525-57075-9, S. 471
- Heinz Boberach/Carsten Nicolaisen/Ruth Pabst: Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen, 1918 bis 1949, Bd. 1 Überregionale Einrichtungen. Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-55784-6, S. 416
- Tageszeitung "Neue Zeit" Verlagsort (Ost-)Berlin, Ausgaben von 1947 bis 1963