Ernst Haeckel

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Ernst Haeckel

Ernst Heinrich Philipp August Haeckel (* 16.02.1834 in Potsdam; † 09.08.1919 in Jena) war ein Zoologe, Philosoph und Freidenker, der die Arbeiten von Charles Darwin in Deutschland bekannt machte und zu einer speziellen Abstammungslehre des Menschen ausbaute.

Lebensbild

Ernst Haeckel

Ernst Haeckel wurde am 16.02.1834 als Sohn des Regierungsrates Philipp August Haeckel und seiner Frau Charlotte in Potsdam, im Haus Am Kanal 24a, geboren. Dieses Haus war zur Zeit Friedrich II. der berühmte „Gasthof zur goldenen Krone“.Bereits ein Jahr nach seiner Geburt zog die Familie nach Merseburg. Hier besuchte er auch die Bürgerschule und das Domgymnasium, das er 1852 abschloss. Danach nahm er ein Medizinstudium an der Universität in Berlin auf, wechselte dann nach Würzburg, wo er Schüler von Rudolf Virchow (1821-1902) war. Nach seiner Promotion zum Dr. med. setzte er sein Studium in Wien fort. Ein Jahr später legte er das Staatsexamen an der Universität Berlin ab und praktizierte dann als Wundarzt und Geburtshelfer.

Seine Mutter besuchte er oft in der Kiezstraße 101.

Bei seiner ersten großen Studienreise nach Italien 1859/1860 entdeckte Ernst Haeckel 144 neue Arten von Radiolarien. Dadurch angeregt beschäftigte er sich begeistert mit der Arbeit Charles Darwins (1809-1882) „Über die Entstehung der Arten…“. Wieder in Deutschland zurück habilitierte er 1861 an der Medizinischen Fakultät der Universität Jena und arbeitete als Privatdozent im Fachbereich Vergleichende Anatomie. Ein Jahr darauf verfasste er die „Monographie der Radiolarien“ und wurde außerordentlicher Professor in Jena. Während des Wintersemesters hielt er erste Vorlesungen über die Entwicklungstheorie Darwins. Im Jahre 1865 erfolgte dann seine Berufung zum ersten ordentlichen Professor für Zoologie an der Universität in Jena. Bei seiner nächsten Forschungsreise, die ihn 1866 auf die Kanarischen Inseln führte, nahm er Gelegenheit Charles Darwin in Down zu treffen. Im Ergebnis entstand 1868 sein Werk „Natürliche Schöpfungsgeschichte“. Auf mehreren Reisen überprüft er durch Untersuchungen seine Forschungsergebnisse an den Kalkschwämmen und den Echinodermen (Stachelhäuter). Hier prägte er auch erstmalig den Begriff des „Biogenetischen Grundgesetzes“. Nach unermüdlicher Reise- und Forschertätigkeit erschien dann 1874 sein Werk „Anthropogenie oder Entwicklungsgeschichte des Menschen“. Erstmalig stellte ein Wissenschaftler unter Beweis, dass die Entwicklung des Menschen seinen Ursprung im Tierreich hatte. Mit Vortragsreisen bemüht Haeckel sich in den kommenden Jahren um die Popularisierung des Entwicklungsgedankens. Er besucht Darwin ein zweites Mal und hielt 1877 auf der 50. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in München einen aufrüttelnden Vortrag „Die heutige Entwicklungslehre im Verhältnis zur Gesamtwissenschaft“. Aber er rief damit auch Gegner auf den Plan. Zu ihnen gehörte unter anderem sein früherer Förderer Rudolf Virchow und konservative Führungskreise der Kirche. Staatsgefährdende Tendenzen wurden ihm unterstellt.

Mit dem Tode Charles Darwin 1882 vervielfacht Ernst Haeckel seine Anstrengungen, die tatsächliche Entwicklungsgeschichte des Menschen, auch in leicht verständlicher Form, zu verbreiten. Im gleichen Jahr baute er das Zoologische Institut an der Universität Jena auf. Inzwischen war er Prorektor, erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Edingburgh, 1898 folgt die Universität Cambridge. Er reiste, forschte, publizierte, initiierte und nutzte wissenschaftliche Kongresse, aber auch die Widersacher hielten nicht still. Er schrieb 1899 „Die Welträtsel“, erhielt den Bressa-Preis der Akademie der Wissenschaften von Turin und legte 1904 mit dem Ergänzungsband zu den Welträtseln „Die Lebenswunder“ nach. Gründete 1906 den „Deutschen Monistenbund“, erntet Vorwürfe „umstürzlerisch“ zu sein und musste sich ab 1907 gegen Forderungen nach dringendem Einschreiten des kaiserlichen Staates, zur Wehr setzen. Er suchte und fand Gleichgesinnte mit pazifistischer Haltung, die gegen die Kriegsambitionen europäischer Staaten Stellung bezogen. Im gleichen Jahr erfolgte die Grundsteinlegung für ein Museum zur Abstammungslehre, das bereits zur 350-Jahrfeier der Universität Jena 1908 eröffnet werden konnte. Nach Erhalt der Ehrendoktorwürde durch die Universität Genf veröffentlicht er die Schrift „Sandalion“ als offene Antwort auf die Fälschungen der Jesuiten. Folgerichtig trat Haeckel 1910 aus der Kirche aus. Bereits im Ruhestand, aber gesundheitlich gezeichnet, zog er 1916 ein kritisches Resümee mit seinem Buch „Fünfzig Jahre Stammesgeschichte“.

Ernst Haeckel starb am 9. August 1919 in seinem Haus in Jena.

Ausgewählte Werke

  • Anthropogenie oder Entwicklungsgeschichte des Menschen: gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Grundzüge der menschlichen Keimes- und Stammesgeschichte, Engelmann Verlag Leipzig, 1874;
  • Freie Wissenschaft und freie Lehre: eine Entgegnung auf Rudolf Virchow's Münchener Rede über "Die Freiheit der Wissenschaft im modernen Staat", Schweizerbart Verlag München 1878;
  • Die Naturanschauung von Darwin, Goethe und Lamarck: Vortrag in der ersten öffentlichen Sitzung der fünfundfünfzigsten Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Eisenach am 18. September 1882;
  • Der Monismus als Band zwischen Religion und Wissenschaft: Glaubensbekenntnis eines Naturforschers; vorgetragen am 9. Oktober 1892 in Altenburg beim 75jährigen Jubiläum der Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes; mit einem Nachw.: Genetica, 1922;
  • Die Welträthsel : gemeinverständliche Studien über Monistische Philosophie, Strauß Verlag Bonn, 1899;
  • Aus Insulinde: Malaysische Reisebriefe, Strauß Verlag, Bonn 1901;
  • Prinzipien der generellen Morphologie der Organismen: wörtlicher Abdruck eines Teiles der 1866 erschienenen Generellen Morphologie, Reimer Verlag Berlin, 1906;
  • Natürliche Schöpfungs-Geschichte: gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Entwicklungslehre; 2: Allgemeine Stammes-Geschichte (Phylogenie und Anthropogenie), Reimer Verlag Berlin, 1902;
  • Monismus und Naturgesetz, Breitenbach Verlag, Brackwede i.W., 1907;
  • Alte und neue Naturgeschichte: Festrede zur Übergabe des Phyletischen Museums an die Universität Jena bei Gelegenheit ihres 350jährigen Jubiläums am 30. Juli 1908, Fischer Verlag Jena, 1908;
  • Das Weltbild von Darwin und Lamarck: Festrede zur hundertjährigen Geburtstagsfeier von Charles Darwin am 12. Februar 1909 gehalten im Volkshause zu Jena, Kröner Verlag Leipzig, 1923;
  • Natur und Mensch: sechs Abschnitte aus Werken; mit dem Bildnis Ernst Haeckels und zahlr. Abb. im Text, Reclam Verlag Leipzig, 1912;
  • Die Natur als Künstlerin, Vita-Deutsches Verlagshaus, Berlin, 1913;
  • Fünfzig Jahre Stammesgeschichte: historisch-kritische Studien über die Resultate der Phylogenie, Fischer Verlag Jena, 1916;

Quellen

  • Monika Dreykorn, Ernst Haeckel - Natur ohne Ende, in Geschichte - Porträt über Carles Darwin Heft 3, 2018, in:www.g-geschichte.de;
  • Renate Feyl, Bilder ohne Rahmen, Porträt Ernst Haeckel, Greifenverlag Rudolfstadt, 1977 S. 121ff.
  • Johann Hemleben, Ernst Haeckel, Rowohlt-Verlag Hamburg, 1964;
  • Erika Krauße, Ernst Haeckel, BSB Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1987;
  • Hendrik Röder, Maren Ulbrich (Hrsg.) Welträtsel und Lebenswunder. Der Biologe Ernst Haeckel, Vacat Verlag Potsdam 2001;

Weblinks

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