Filmtheater Charlott
Das ehemalige Filmtheater Charlott, auch als Kino Charlott bekannt, befindet sich in der Brandenburger Vorstadt von Potsdam, gegenüber dem Bahnhof Potsdam-Charlottenhof. Als Adresse wird die Zeppelinstraße Nummer 37 angegeben. Das Kino gehörte, wie das nebenstehende villenartige Restaurantgebäude, zum ehemaligen Viktoria-Garten-Restaurant. Beide Gebäude sind heute eine Ruine, stehen aber unter Denkmalschutz. Auch eine hier angebrachte Gedenktafel untersteht dem Denkmalschutz.
Geschichte
Das Filmtheater entstand im Jahr 1934 aus dem ehemaligen Ballsaal des Viktoria-Garten-Restaurants. Das Kino bot Platz für 300 Besucher. Im Jahr 1998 wurde der Spielbetrieb eingestellt, weil er unrentabel gewesen sein soll. Seitdem wird das denkmalgeschützte Gebäude dem Verfall preisgegeben.
Im Jahr 2004 ersteigerte Klaus Hentges das Areal des Restaurants mit seinen Gebäuden. Er ließ das Gelände - einschließlich der öffentlich genutzten Gesundheitsgasse - durch Bauzäune sperren. Eine Sanierung oder gar eine Rekonstruktion der denkmalgeschützten Gebäude des Garten-Restaurants fand bisher nicht statt. Selbst eine Sicherung der vorhandenen Bausubstanz unterblieb. Bürgerproteste und Anschreiben der Stadtverwaltung hatten bisher keinen Erfolg.
Gedenktafel
Das spätere Kino war die größte Versammlungsstätte der Potsdamer Arbeiterbewegung von 1890 bis zur November-Revolution im Jahr 1918. Hier sprachen unter anderem die linken Führer der Sozialdemokratie August Bebel (1840-1913) und Paul Singer (1844-1911). Am 15. Januar 1901 hatte Karl Liebknecht hier seinen ersten Auftritt in Potsdam, seinem späteren Wahlkreis. Er sprach vor 400 Bürgern zu dem Thema „Die Sozialdemokratie und die bürgerlichen Parteien“. Zum Gedenken an diese Zeit wurde am 22. Februar 1965, dem 125. Geburtstag August Bebels, neben dem Eingang des Kinos eine Tafel angebracht, welche bis zum Ende des Jahres 2009 unversehrt blieb. Die Inschrift der Tafel lautete: „In diesem Gebäude sprachen Karl Liebknecht, August Bebel (1840-1913) und Paul Singer (1844-1911) zu den Werktätigen Potsdams und riefen sie zum Kampf gegen Imperialismus, Militarismus und Krieg auf.“
Quellen
- "Potsdam in alten Ansichtskarten", Otto Griep (Herausgeber), Würzburg 1992, Seite 33
- Eigentümer will nicht verhandeln - Artikel in der PNN vom 7. März 2011
- Zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Reichtagswahlkreis Potsdam-Spandau-Osthavelland (1871-1917) unter besonderer Berücksichtigung der Tätigkeit Karl Liebknechts – Autor: Otto Rückert; Veröffentlicht in: Potsdam; Veröffentlichungsjahr: 1965; siehe Teil 1, Seite 63
- Gedenktafel zu August Bebel und Karl Liebknecht – ehemaliger Standort an der Außenwand des früheren Kino Charlott, in der Gesundheitsgasse, bis Ende 2009
- „Gedenk- und Erinnerungsstätten der Arbeiterbewegung in der Stadt und im Kreis Potsdam“ – Autoren: Kurt Adamy, Heinz Jordan und Jutta Kirst; Veröffentlicht in: Potsdam; Veröffentlichungsjahr: 1976; FuG 31-31-76 8.476; siehe Seite 17; LAG955 (bei www.zvab.com oder www.antiquariat.de)
- Gedenktafel Viktoriagarten am ehemaligen Kino Charlott (PDF) – Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere bei der Potsdamer Stadtversammlung, vom 11. November 2009