Karl Foerster
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Karl Foerster (* 9.3.1874, in Berlin; † 27.11.1970, in Bornim) war ein deutscher Gartenarchitekt, Staudenzüchter, Garten-Schriftsteller, Garten-Philosoph und Ehrenbürger von Potsdam.
Biographie
Karl Foerster wurde am 9. März 1874 in Berlin als drittes Kind des Direktors der Berliner Königlichen Sternwarte, Professor Dr. Wilhelm Foerster (1832-1921) und seiner Frau Ina, geborene Paschen (1848-1908), geboren. Die Familie wohnte zu jener Zeit im Gebäude der Sternwarte, die von Karl Friedrich Schinkel im klassizistischen Stil inmitten eines großen Parks am Enckeplatz erbaut war.
- 1889-1891 Gärtnerlehre in der Schlossgärtnerei Schwerin
- 1892-1893 Besuch der Gärtnerlehranstalt Potsdam-Wildpark
- 1893-1903 Gehilfenzeit im Schloss Altenstein bei Bad Liebenstein (Meiningen), in Geisenheim, in Bordighera (Italien), in Ahrensburg bei Hamburg
- 1903-1907 Aufbau der ersten eigenen Gärtnerei in Berlin-Westend
- 1907 Erster Katalog der Gärtnerei Foerster
- 1910 Verlegung der Gärtnerei nach Potsdam-Bornim, Bau des eigenen Hauses und Neubeginn auf einem Kartoffelacker
- 1911 Erster Bornimer Pflanzenkatalog
- 1920 Erster Erfolg bei der Züchtung am Rittersporn mit Delphinium elatum „Berghimmel“
- 1927 Heirat der Sopranistin Eva Hildebrandt (1902-1996) aus Stettin
- 1928 Gründung der Abteilung Gartenausführung in Bornim mit Hermann Mattern
- 1931 Geburt der Tochter Marianne, 1. Januar
- 1931 Erste der umfangreichen Phlox paniculata Züchtungen „Wennschondennschon“
- 1934 Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Gartengestaltung“ mit den Gartenarchitekten Herrmann Mattern und Herta Hammerbacher , erste Helenium-Sorte Kupfersprudel
- 1939 Anlage des öffentlichen Schaugartens auf der Freundschaftsinsel in Potsdam auf Anregung Foersters, erste Heliopsis-Sorte „Goldgrünherz“, Mitglied der Englischen Delphinium-Gesellschaft
- 1943 Züchtung und Staudenversand der Gärtnerei kamen zum Erliegen; Gemüseanbau
- 1947 Wiederbeginn der Züchtungsarbeit
- 1949 Erster Nachkriegskatalog
- 1950 Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu Berlin
- 1959 anlässlich seines 85. Geburtstags erhielt Karl Foerster die Ehrenbürgerschaft der Stadt Potsdam
- 1964 anlässlich seines 90. Geburtstags - Ernennung zum Professor
- 1965 Gründung der Karl-Fenster-Stiftung für angewandte Vegetationskunde auf Initiative von Prof. H. Mattern, Berlin
- 1966 Erstes Ehrenmitglied der Internationalen Staudenunion
- 1970 Karl Foerster verstarb am 27. November im Alter von 96 Jahren in seinem Haus und wurde auf dem Alten Bornimer Friedhof – ganz in der Nähe seines Wohnortes und der Gärtnerei – beerdigt. Die Grabstätte der Familie Foerster liegt seitlich der Kapelle und wurde 1921 von Karl Foerster für die Beisetzung seines Vaters gekauft. Sie gehört zum denkmalgeschützten Ensemble des Karl-Foerster-Gartens.
Seit 1985 befindet sich der Nachlass von Karl Foerster in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz.
Firmengeschichte
Im Jahr 1910 verlegte Karl Foerster seine Gärtnerei für winterharte Stauden von Berlin-Westend nach Potsdam-Bornim – an deren Stelle sich heute das Betriebsgelände der 1993 neu gegründeten Foerster-Stauden GmbH befindet.
1912 wurde das 0,6 Hektar große Gelände um das Wohnhaus als Schau- und Versuchsfläche angelegt und mehrmals umgestaltet. Seit 1981 steht der Karl-Foerster-Garten unter Denkmalschutz.
Außerordentliche Erfolge führten zu internationaler Würdigung der Tätigkeit Karl Foersters als Züchter und Vordenker moderner, naturnaher Gartengestaltung. Entgegen der damals aufkommenden bürgerlichen Auffassung, Pflanzen als Farbmaterial zu betrachten und nach der Blüte durch neue zu ersetzen, war für Foerster jede Pflanze ein Individuum. Geprägt durch seine aufgeklärte humanistische Geisteshaltung war sein züchterisches Werk darauf ausgerichtet, das Charakteristikum und die innewohnenden Eigenschaften der jeweiligen Pflanze hervorzuheben, ohne ihr Wesen zu verändern. Das Zusammenspiel von Erscheinungsbild, Farbe und Duft in ihrer immer wiederkehrenden jahreszeitlichen Abfolge standen dabei im Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang stehen auch seine Bemühungen um widerstandsfähige, ausdauernde und winterharte Stauden sowie um die Einführung von bei uns gut gedeihenden Wildstauden, Gräsern und Farnen aus aller Welt.
Die Gärtnerei wurde zu DDR-Zeiten verstaatlicht und 1990 in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. In der Wendezeit geriet die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten, in deren Folge wurden Grundstück und Gärtnerei unter Zwangsverwaltung gestellt. Nach mehreren glücklosen Versuchen verschiedener Investoren, das Geschäft wiederzubeleben, gründeten die Mitarbeiter Wolfgang Härtel und Gerd Berthe zusammen mit Marianne Foerster, der Tochter des Firmengründers, 1993 die Foerster-Stauden GmbH. Es folgten eine komplette Änderung der Betriebsstruktur, der Aufbau geretteter Pflanzenzüchtungen und eine bedarfsgerechte Produktion.
Die Erhaltung und Verbreitung der in Potsdam-Bornim entstandenen Pflanzenzüchtungen ist neben der Präsentation des kompletten Staudensortimentes ein Schwerpunkt der Arbeit in der Gärtnerei. Zum 100-jährigen Firmenjubiläum erschien erstmalig ein 800-seitiges Foerster-Stauden Kompendium mit über 2.700 verschiedenen Blütenstauden, Gräsern, Farnen, Wasserpflanzen und Küchenkräutern.
Video
Karl Foerster wird in der Filmserie „Wissenschaft für die Zukunft" neben den Potsdamer Wissenschaftlern Gundling, Humboldt, Helmholtz und Einstein vorgestellt. (Quelle: Landeshauptstadt Potsdam)
Bibliografie
Karl Foerster, der „Gärtner des 20. Jahrhunderts“ schrieb neben unzähligen Zeitungsfeuilletons mehr als 30 Bücher für Gartenliebhaber. Seine Bücher wurden immer wieder aufgelegt und vermitteln noch heute die Begeisterung Karl Foersters (KF) an der Pflanzenvielfalt.
- KF: Pan und Psyche. Artikelserie der Zeitung Hamburgischer Correspondent, 1906.
- KF: Erster Katalog der Gärtnerei Foerster. 1906-1907.
- KF: Winterhart ausdauernde japanische Chrysanthemen für trockene Gärten. 1907-1908, erste Veröffentlichung in der Fachpresse.
- KF: Winterharte Blütenstauden und Sträucher der Neuzeit. 1. Bornimer Pflanzenkatalog, Leipzig, 1908-1911.
- KF: Vom Blütengarten der Zukunft. Berlin, 1909-1917.
- KF: mit Oskar Kühl und Camillo Schneider (Hrsg.): Zeitschrift Gartenschönheit, 1920-1941.
- KF: Vom Blütengarten der Zukunft (Neufassung). Berlin-Westend, 1922.
- KF: Blumengärten für intelligente Faule. Unendliche Heimat. Beitrag in den Monatsheften von Velhagen & Klasing, Berlin-Westend, 1925.
- KF: Der neue Rittersporn. Berlin Westend, 1929. 2. Auflage, 43 Seiten, Reprint, Jagd- und Kulturverlags Anstalt, 1990.
- KF: Beginn der Vortragstätigkeit im Rundfunk, 1930.
- KF: Gärten der Erde. Berlin-Westend, 1931.
- KF: Garten als Zauberschlüssel. Berlin, 1934. 385 Seiten, Jagd- und Kulturverlags Anstalt
- KF: Staudenbilderbuch. Berlin und Bern, 1935.
- KF: Der Steingarten der sieben Jahreszeiten. Berlin und Bern, 1936. 13. erweiterte Auflage, 286 Seiten, 200 Farbfotos und Zeichnungen, Ulmer-Verlag 2018
- KF: Glücklich durchbrochenes Schweigen. Berlin, 1936.
- KF: Neue Blumen – Neue Gärten. Berlin und Bern, 1937.
- KF: Gartenfreude wie noch nie. Ein kleines Gärtnerlexikon. 1937. Titel heute: Freude und Ärger im Garten. 176 Seiten, Foerster Werkausgabe, Ulmer-Verlag 2007
- KF: Das Blumenziebel-Buch. Berlin und Bern, 1939.
- KF: Kleinstauden-Bilderbuch. Berlin, 1940
- KF: Blauer Schatz der Gärten. Leipzig, 1940.
- KF: Lebende Gartentabellen. Berlin, 1940. 3. überarbeitete Auflage, 168 Seiten, Ulmer-Verlag 2011
- KF: Kleines Bilderlexikon der Gartenpflanzen. Berlin, 1941.
- KF: Meine Lebensarbeit von 1907 bis 1946 an der Veredlung und Ertüchtigung winterhart ausdauernder Stauden. 1946-1948.
- KF: Erster kleiner Nachkriegskatalog. 1949.
- KF: Vom großen Welt- und Gartenspiel. Darmstadt, 1950.
- KF: Neuer Glanz des Gartenjahres. Radebeul und Berlin, 1952.
- KF: Blauer Schatz der Gärten (Neufassung). Radebeul und Berlin, 1953. 5. überarbeitete Auflage, 192 Seiten, Ulmer-Verlag 2015.
- KF: Tröste mich – ich bin so glücklich. Hamburg, 1953.
- KF: Der Steingarten der sieben Jahreszeiten (Neufassung) Radebeul und Berlin, 1954.
- KF: Einzug der Gräser und Farne in die Gärten. Radebeul, 1955. 7. überarbeitete Auflage, 256 Seiten, Neumann/Ulmer Verlag 1988
- KF: Warnung und Ermutigung. Berlin, 1959. 108 Seiten, Ulmer-Verlag 2010
- KF: Ferien vom Ach. Berlin, 1962. 13. Auflage Ulmer-Verlag 2017.
- KF: Es wird durchgeblüht. Berlin, 1968. Karl Foerster Werkausgabe, Ulmer-Verlag, 272 S. gebunden, 2016. ISBN 978-3-8001-0360-7.
Quellen
- Eva Foerster und Gerhard Rostin. Ein Garten der Erinnerung. 5. Auflage. L & H Verlag, Hamburg, 2001, ISBN 3-928119-65-6
- Firmengeschichte im Foerster-Stauden-Kompendium > PDF
- Verzeichnis der Publikationen von Karl Foerster und seine Biographie - Webseite von Foerster-Stauden
Weblinks
- Karl Foerster – Artikel bei der Wikipedia