Süring, Reinhard
Süring, Reinhard (* 15. Mai 1866 in Hamburg; † 29. Dezember 1950 in Potsdam) war von 1909 bis 1932 sowie von 1945 bis März 1950 Leiter des Meteorologischen Observatoriums Potsdams.
Geschichte
Reinhard Süring studierte in Göttingen, Marburg und Berlin die Fächer Mathematik und Naturwissenschaft. Bereits mit 21 Jahren wurde er Assistent der Physikalisch Technischen Reichsanstalt. Er promovierte 1890 mit dem Thema: Vertikale Temperaturabnahme in Gebirgsgegenden in Abhängigkeit von der Bewölkung. 1890 wurde er Assistent am Preußisch-Meteorologischen Institut in Berlin, zu dem ab 1892 auch das neu gegründete Meteorologisch-Magnetisches Observatorium in Potsdam gehörte.
Am 1. Januar 1893 begann Süring mit den säkularen Wetterbeobachtungen in Potsdam. Der Begriff ist abgeleitet von säkulum (Jahrhundert). Damit startete er eine Messreihe, die bis heute nahezu lückenlos ist. Es ist die längste meteorologische Messreihe der Welt. Die Säkularstation in Potsdam befindet sich auf dem Telegrafenberg. Hier, in 81 Metern Höhe, werden dreimal täglich unter anderem Luft- und Bodentemperaturen mit den immer gleichen Messgeräten und -methoden erfasst. Das heißt, die Ablesung erfolgt bis heute per Hand, sie werden aber parallel auch automatisch erfasst.
Der Sitz des Potsdam-Institut für Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung heißt nach dem bedeutenden Meteorologen Süring-Haus. Vor dem Gebäude erinnert seit 1991 eine Bronzebüste an den langjährigen Institutsdirektor. Schöpfer der Plastik war der Bildende Künstler Wilfried Statt. Auf dem 32 Meter hohen Turm des Süring-Hauses werden Wind und Sonnenscheindauer gemessen.
Sonstiges
Für seine Beobachtungen unternahm Süring zahlreiche wissenschaftliche Ballon-Hochfahrten. Eine Freiballon-Rekordfahrt am 31. Juli 1901, die er zusammen mit Professor Josef Arthur Stanislaus Berson zu wissenschaftlichen Zwecken durchführte. Sie erreichten mit ihrem Wasserstoff-Ballon eine Höhe von etwa 10.500 m in einer offenen Gondel und damit einen unfreiwilligen Weltrekord. Noch nie hatten Menschen einen derartigen Höhenflug mit Temperaturen bis zu -40 Grad Celsius überlebt. Beide Forscher hatten das Bewusstsein verloren, aber Berson schaffte es noch, ein Wasserstoff-Ablassventil zu betätigen. Der Höhenflug erbrachte den Beweis, die Temperatur ab 8000 Metern Höhe wieder ansteigt und sich die Erdatmosphäre in verschiedene Schichten gliedert. Ihre Ballon-Hochfahrt führte zur Entdeckung der Stratosphäre.
Quellen
- Offizielle Seite des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung [1] (Link vom 5.5.2023)
- Erik Wenk: Telegrafenberg in Potsdam; Wettermessung mit Frauenhaar. In: Der Tagesspiegel 24.09.2016. Online unter: [2] (Link vom 5.5.2023)
- Ein Weltrekord im Gasballon. In: Rheinische Post Nr. 176 - Düsseldorf-Mitte/West, 31.07.2021, S. 40; Dauerhafte Adresse des Dokuments: Bibliothek Potsdam; Genios-Datenbank [3]