Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld
Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld (* 21.12.1902, in Kopenhagen; † 8.09.1944, in Berlin-Plötzensee - hingerichtet) war Landwirt, Offizier und aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Opfer des Faschismus.
An seinem früheren Wohnhaus in Potsdam Leiblstraße 5 (der damaligen Markgrafenstraße) wurde 2005 eine Gedenktafel angebracht. Im gleichen Haus wohnte auch Eduard Brücklmeier.
Geschichte
Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld war der Sohn des Diplomaten Ulrich Graf von Schwerin (1864-1930) und dessen Ehefrau Freda, geborene von Bethmann-Hollweg. Auf Grund der Tätigkeit des Vaters lebte die Familie bis 1914 ständig im Ausland und er wurde während dieser Jahre von Hauslehrern unterrichtet. Als sie mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges ihren Wohnsitz in Dresden nahmen, besuchte er dort das erste Mal eine öffentliche Schule. Sein Wunsch war, wie sein Vater, Diplomat zu werden. Durch den weiteren Schulbesuch an der Klosterschule Roßleben ab 1919 wurde dieser Wunsch weiter bestärkt. Hier schloss er eine enge Freundschaft mit Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904-1944). Da er aber durch einen kinderlosen Bruder seines Vaters zum Alleinerben der Familienbetriebe bestimmt war absolvierte er ab 1921 eine land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildung. Während dieser Lehre wurde er im Herbst 1923 in München Zeuge des sogenannten „Hitlerputsches“. Dieses unmittelbare Erlebnis begründete seine konsequente Ablehnung des Nationalsozialismus.
Im Jahr 1924 setzte Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld seine Ausbildung mit einem Studium der Landwirtschaftswissenschaften in Berlin, Breslau und München fort. Kurz nach Erreichen des Diploms und am Beginn einer Promotionsarbeit 1926 verstarb der Erbonkel und er musste das Erbe umgehend vor Ort antreten. Das waren die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Göhren und Saratowitz im damaligen Westpreußen, das inzwischen zum neu entstandenen polnischen Staat gehörte. In diesen Jahren sammelte er vielfältige politische Erfahrungen in den Auseinandersetzungen der deutschen Minderheit mit der durch die Ergebnisse des Ersten Weltkrieges eingetretenen Situation. Viele Jahre fungierte er als Sprachrohr der deutschen Minderheitsführung in Polen bei den Ministerien in Berlin. Dabei erlebte er auch die gezielte Spaltung und Ausnutzung der deutschen Minderheit für die nationalsozialistischen Ziele. In dieser Zeit heiratete er 1928 Marianne Sahm. Doch die sowieso schwierige wirtschaftliche Lage der beiden Güter wurde zunehmend auch durch die Weltwirtschaftskrise 1929, die zu zahlreichen Liquidationen führte verschärft. Aber dennoch gelang es ihm, den Besitz in Deutschland und Polen zu konsolidieren.
Mit dem brutalen Mord durch SA-Leute im oberschlesischen Potempa im August 1932 und die, weitere politische Unruhen anstachelnden Aktivitäten der Kreise um Adolf Hitler waren für Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld ein entscheidender Punkt, seine eigene Haltung zu der sich abzeichnenden Entwicklung in Deutschland neu zu bestimmen. Damit begann sein Weg zum aktiven Widerstand, den er gemeinsam mit jungen Beamten des Auswärtigen Amtes und der Innenverwaltung ging. Während der Sudetenkrise im September 1938 verfolgten sie den Plan, Adolf Hitler zu entmachten um damit einen politischen Kurswechsel zu erreichen. Schwerin wurde in den Folgejahren immer deutlicher das Verbindungsglied zwischen den zivilen und militärischen Widerstandskreisen. In zwischen war er mit seiner Familie nach Potsdam umgezogen, nahm als Reserveoffizier am Überfall auf Polen teil, wechselte in den Stab von General Erwin von Witzleben (1881-1944) an die Westfront. Hier erfuhr er von Massenerschießungen polnischer Christen und Juden in der Kiesgrube seines polnischen Gutes Saratowitz. Nach der Verabschiedung Witzlebens 1942 wird er als „politisch unzuverlässig“ von Paris nach Utrecht versetzt. Durch seinen Freund Yorck von Wartenberg war er dennoch stets über die Abstimmungen innerhalb des Kreisauer Kreises informiert, ohne dem Kreis direkt anzugehören. Mit Unterstützung durch Hans Oster (1887-1945) wurde er im Februar 1943 ins OKW- Amt/Ausland kommandiert, um unmittelbarer an den Staatsstreichvorbereitungen mitwirken zu können. Hier freundete er sich im September 1943 auch mit Claus Schenk von Stauffenberg (1907-1944) an.
Durch seine Versetzung nach Berlin war Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld im Zentrum der Widerstandsaktivitäten angekommen. Am 20. Juli 1944 befand er sich in der militärischen Zentrale, den Räumen des Befehlshabers des Ersatzheeres im Bendlerblock. Hier wartete er gemeinsam mit Graf von Stauffenberg, Yorck von Wartenburg und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902-1944) in seinem Büro auf die Nachricht vom Erfolg des Attentats in der Wolfsschanze. Nach dem Scheitern des Staatsstreiches wurden sie kurz vor Mitternacht vor Ort verhaftet. Im Vierten Prozess gegen die Mitglieder des Widerstandes am 21. August 1944 wurde er durch den sogenannten „Volksgerichtshof“ zum Tode und Einzug seines Vermögens verurteilt. Mit einer Drahtschlinge wurde er am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee getötet.
Nachwirken
Die Witwe von Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld ließ 1978 auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem eine Grabstelle einrichten, die als Ehrengrab des Landes Berlin betreut wird.
Zum Gedenken an ihn wurden in Berlin, Potsdam, Rostock und Wünsdorf Straßen nach ihm benannt.
Mit Beschluss der Stadtvertretung Woldegk vom 3. Oktober 2012 wurde er zum Ehrenbürger von Woldegk ernannt.
Quellen
- Biografie über Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, in: [1]
- Ines Reich-Hilweg: Potsdam und der 20. Juli 1944. Auf den Spuren des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Begleitschrift zur Ausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und des Potsdam-Museums. Rombach Verlag, Freiburg 1994, ISBN 3-7930-0697-2, S. 91 f.;
- Detlef Graf von Schwerin: „dann sind's die besten Köpfe, die man henkt…“ Die junge Generation im deutschen Widerstand. 2. Auflage. Piper, München u. a. 1994, ISBN 3-492-11953-0.
Weblinks
- Ulrich-Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld – Artikel bei der Wikipedia