Russische Kolonie „Alexandrowka“

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Das Haus Nr. 1 mit der Teestube, im Frühling 2006
Das Museumshaus in Nr. 2, 2005

Die russische Kolonie Alexandrowka in Potsdam ist eine Siedlung in der Nauener Vorstadt. Sie liegt nördlich der Alleestraße und wird von der Puschkinallee und der Jägerallee begrenzt. Die Kolonie besteht aus 13 Holzhäusern. Die Holzhäuser sind von großzügigen Gärten umgeben. Nördlich der Kolonie schließt sich der Kapellenberg an, auf dem eigens für die Kolonisten die Alexander-Newski-Kirche errichtet wurde. Die Kolonie wurde einst nach dem Vorbild des Parkdorfes Glasovo bei St. Petersburg angelegt. Von der UNESCO ist die Kolonie im Jahr 1999 als Teil des Weltkulturerbes erklärt worden. Heute arbeiten Denkmalschützer, Restauratoren und die Eigentümer der Häuser gemeinsam an der aufwendigen Sanierung des Baudenkmals. Die einst schönen Gebäude des russischen Dorfes sollen vor dem endgültigen Verfall bewahrt und originalgetreu rekonstruiert werden.

Neben dieser Holzhaussiedlung gibt es in Potsdam noch die Holzhaussiedlung Vorderkappe.

Geschichte

Preußische Truppen stehen zunächst an der Seite Napoleons, wechseln jedoch noch rechtzeitig die Fahne und kämpfen als Verbündete der Russen. Peinlichkeit am Rande: Preußen hat noch russische Kriegsgefangene, darunter ein Chor mit 62 Kosaken. Bei Kriegsende verschenkt der Zar die Sänger an den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III.. Dieser lässt in den Jahren 1826 bis 1827 durch den Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné eine Siedlung aus Holzhäusern im russischen Stil für die verheirateten Chorsänger anlegen. Aus der Vogelperspektive betrachtet formt die Kolonie Alexandrowka ein Andreaskreuz. Der heilige Andreas ist der Schutzpatron Russlands, das Andreaskreuz befand sich aber auch im Wappen des Zaren Alexander des Ersten.

Die russischen Blockhäuser sollen heimatliche Gefühle aufkommen lassen. Da aber das Holz knapp ist, sind die Holzbohlen nur Attrappe. Die Siedlung besteht aus Fachwerkbauten mit Holzverblendung. Das Haus des Kolonieaufsehers befindet sich genau in der Mitte der Kolonie (am Schnittpunkt des Kreuzes). Der Aufseher sollte überwachen, dass die Bewohner Gärten und Häuser in Ordnung halten und auch alle sonstigen Vorgaben des Königs betreffend die russische Siedlung beachten.

Große Gärten dienten früher der Selbstversorgung und tragen auch heute zur Lebensqualität in der Kolonie bei. Das wissen die Nachfahren einiger Chorsänger zu schätzen, die noch hier leben, ebenso wie die neuen Mieter und die zahlreich strömenden Touristen. Manchmal sind es so viele, dass Mieter Reißaus nehmen. So geschehen am Tag des offenen Denkmals im Jahr 2002. Auf der Webseite der Stadt Potsdam wurde im Internet zur Besichtigung eines im Bau befindlichen Blockhauses eingeladen. Die Information stammte jedoch aus dem Vorjahr und der Bewohner des Hauses nahm Reißaus. Es war kein geringerer als Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs.

Die Selbstversorgung, die den Eindruck eines authentischen russischen Dorfes unterstützen sollte, war nicht immer so einfach. Die ersten Bewohner waren in erster Linie Soldaten und Sänger. Ihr Sold reichte nicht aus, eine ganze Familie zu ernähren, und sie verstanden nichts von Landwirtschaft und Tierhaltung, weshalb das Selbsterzeugte oft nicht reichte. Nur zwei hatten einen Beruf erlernt, viele haben bald den Großteil der kleinen Häuser vermietet und waren trotzdem manchmal bis zu ihrem Tod hoch verschuldet.

Die Kolonie Alexandrowka ist nicht nur ein architektonischer Höhepunkt, sondern auch ein gärtnerischer. Hier wurden durch die Stadt Potsdam 550 alte Obstgehölze neu kultiviert, darunter über 200 Apfelsorten, zum Beispiel der nach Zar Alexander I. benannte Alexanderapfel. Heute werden vielleicht noch 20 Apfelsorten kultiviert. Durch die Bewahrung alter Sorten können wertvolle Gene erhalten werden. Außerdem wird Potsdam seiner historischen Verantwortung gerecht. Hier stand die Wiege des Preußischen Obstbaus, welche bereits durch Friedrich II. vorangetrieben wurde. Im 19. Jahrhundert wurden von der königlichen Landesbaumschule 800 Apfel-, 500 Birnen-, 160 Kirsch- und 75 Pflaumensorten gezählt. Wie vor 100 Jahren bieten die Bewohner für wenig Geld ihr Obst zum Verkauf an.

Weitere Details

Seit Januar 2005 ist das Museum Alexandrowka geöffnet. Das Museumsteam stellt im Haus Nummer 2 der Kolonie die vielen Aspekte dar, die zu ihrer Entstehung führten und hat das aufwändig restaurierte Haus für die Besucher begehbar gemacht.

In Haus Nummer 1 befindet sich die Russische Teestube.

Weitere Bilder

Siehe auch

Weblinks

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