Frieseke & Höpfner

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Die Firma Frieseke & Höpfner hatte ihren Sitz in Nowawes, dem heutigen Potsdamer Stadtteil Babelsberg, in der Großbeerenstraße 105 bis 119. Hier wurde drahtlose Kommunikationstechnik erst für die Reichspost und später – bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges – für das Reichsluftfahrtministerium produziert.

In einer der ehemaligen Industriehallen befindet sich die Motorhalle des Sportvereins Motor Babelsberg.

Geschichte

In den Jahren von 1910 bis 1913 entstand für die Firma Wollmershäusser und Gurth in der Großbeerenstraße 105 bis 119 ein Industriekomplex. Es handelte sich um eine Firma des Maschinen- und Apparatebaus, die wahrscheinlich auch für die Rüstung produzierte.

Das für die Mechanische Seidenfabrik im Stile der Moderne gebaute Haus, Foto August 2024.

Das Hauptgebäude, Großbeerenstraße 109 (sogenanntes Apolloniahaus), wurde 1928 für eine Mechanische Seidenweberei im Stil der Moderne erbaut. Nach einem Leerstand im Zuge der Weltwirtschaftskrise nutzte die Firma Spirella für Korsettfabrikation in den 1930er Jahren das Gelände. Später wurde es durch die Firma Backhaus & Gebr. Rothe (Feinmechanische Apparate) genutzt.

Produziert wurden feinmechanische Geräte der drahtlosen Nachrichtentechnik. Hauptauftraggeber war in erster Linie die Reichspost. Das florierende Unternehmen wurde schon in den Anfangsjahren extrem erweitert. In den Jahren von 1934 bis 1936 musste die Belegschaft – auf 370 Mitarbeiter – mehr als verfünffacht werden. Auch die Entwicklungsabteilung des Werkes leistete seinen Beitrag zum Erfolg des Betriebes. Durch viele neuartige Patente wurde das Luftfahrtministerium auf das Nowaweser Unternehmen aufmerksam. Es dauerte nicht lange, und das Reichsluftfahrtministerium wurde neuer Hauptauftraggeber.

Das Jahr 1936 brachte einschneidende Änderungen für den Betrieb. Unter dem Vorwurf, die Produkte zu teuer zu verkaufen und somit das Deutsche Reich zu schädigen, wurden die Gesellschafter Karl Rothe und Heinrich Meyer-Lomax verhaftet und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Heinrich Meyer-Lomax wurde von der Gestapo ins KZ Sachsenhausen gebracht und war dort bis 1945 inhaftiert. Er kehrte erblindet aus dem KZ zurück. In der DDR wurde er als Verfolgter des Naziregimes anerkannt. Das Unternehmen wurde 1937-38 mittels Konkursverfahren enteignet und ging in der Auffanggesellschaft „Gerätebau GmbH Babelsberg“, auf.

Hans Frieseke und Friedrich Höpfner – beide aus der Führungselite der Dessauer Junkerswerke – erhielten im Jahr 1939 den Auftrag, die Gerätebau GmbH Babelsberg zu erwerben und zu führen. Die Produktion umfasste Notsender, Antennenanlagen, Peilanlagen und weitere Technik für den Funkverkehr in der Luft. Um die Aufträge des Reichsluftfahrtministeriums erfüllen zu können, wurde ein zweites Werk in Breslau (später Wrocław/Polen) errichtet. Die Zahl der Mitarbeiter stieg bis zum Jahr 1943 auf 2.350 in Babelsberg und 1.775 in Breslau an. Die meisten Beschäftigten waren aber Zwangsarbeiter aus Osteuropa. Diese wurden in werkseigene Zwangsarbeiterlager untergebracht, welche sich unter anderem in der Großbeerenstraße 237, in der 215 bis 219 und in der Straße Konsumhof befanden.

Im Frühjahr 1945 setzten sich Frieseke und Höpfner nach Erlangen, in den Westen Deutschlands, ab und gründeten – ungeachtet der Ausnutzung der Zwangsarbeit – eine neue Firma.

Das Betriebsgelände in Babelsberg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von verschiedenen Unternehmen weitergenutzt, zum Beispiel als Karl-Marx-Werk II. Im Hauptgebäude Großbeerenstraße 109 hatte der VEB Dentaltechnik seinen Sitz. Es ist benannt nach der Heiligen Apollonia, der Schutzpatronin für Zahnleidende und Zahnärzte. In dem Gebäude wurden Zahnarztausrüstungen hergestellt. Zu DDR-Zeiten befand sich hier ein Betriebsteil des VEB Dentaltechnik. Der Hauptsitz befand sich in der Werner-Seelenbinder-Straße 1-3 in Potsdam.

Quellen

  • „Neuendorf-Nowawes-Babelsberg – Stationen eines Stadtteils“ – Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2000; ISBN 3-89570-653-1
  • Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes: Post auf Facebook 29. Januar 2024
  • Potsdamer Gymnasiast Johann Pestke siegt im Geschichtswettbewerb in: MAZ vom 23.06.2021
  • Ansprüche müssen konkret sein. Volkmar Krause in: MAZ vom 26. November 2004
  • Über Meyer-Lomax: Potsdamer Gymnasiast Johann Pestke siegt im Geschichtswettbewerb. MAZ Plus
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