Zwangsarbeiterlager
Auch in Potsdam wurden während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeitslager errichtet. Da die Verluste der deutschen Wehrmacht immer mehr anstiegen, wurden in Deutschland die Arbeitskräfte knapp. Diese fehlenden Arbeitskräfte wurden durch ausländische Arbeiter ersetzt. Anfangs lockten die deutsche Behörden Arbeiter aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden mit falschen Versprechungen zur Arbeit nach Deutschland. Die Bewohner der eroberten Länder im Osten (Polen, Südosteuropäer, Bürger der Sowjetunion) wurden jedoch nicht gefragt. Sie wurden dazu gezwungen, in Deutschland Sklavenarbeit zu leisten. Alle Firmen im Potsdamer Gebiet orderten sogenannte Fremdarbeiter, egal, ob Rüstungsbetrieb, Bäckerei oder städtischer Betrieb.
Die Fremdarbeiter aus den westlichen Ländern hatten relativ gute Arbeits- und Lebensbedingungen. Sie erhielten ausreichend Nahrung und wurden beispielsweise im Personennahverkehr (Niederländer und Belgier) eingesetzt. Die sogenannten Ostarbeiter jedoch hatten schwere Zwangsarbeit zu verrichten, erhielten nur einen Bruchteil der notwendigen Nahrung und die medizinische sowie hygienische Versorgung war absolut unzureichend.
Nach einem Erlass der Regierungsbehörden mussten die Zwangsarbeiter in Lager untergebracht werden. Die großen Betriebe, wie Maschinen und Bahnbedarf AG (ehemals Orenstein & Koppel), das Deutsche Rote Kreuz oder die Arado-Flugzeugwerke, unterhielten eigene Lager für ihre Zwangsarbeiter. Die Arbeitssklaven der kleinen Firmen wurden in Sammellager untergebracht. So entstanden in Potsdam insgesamt 73 Lager für die etwa 15.000 Zwangsarbeiter. Die größten Lager befanden sich in der Ahornstraße 28 (1.680 Zwangsarbeiter), der Grünstraße (ca. 1.000) – beide von Orenstein & Koppel – sowie Am Brunnen (1.000) und in der Heinrich-Mann-Allee (688) – nur zwei von mehreren Lagern der Arado-Flugzeugwerke. Weitere Lager befanden sich in der Großbeerenstraße 215/219 (mit 500 Arbeitern) von Frieseke & Höpfner, sowie auch Am Sportplatz (mit 610 Arbeitern) und weitere Lager auf Firmengelände von der UFA.
Auch das Deutsche Rote Kreuz unterhielt am Griebnitzsee ein Zwangsarbeiterlager. Außerdem befand sich dort ein Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen und ein Lager für Kriegsgefangene.
Um den Bedarf an Arbeitskräften decken zu können und deren Verteilung zu koordinieren wurde das Durchgangslager Rehbrücke geschaffen. Der Bau des Lagers in Rehbrücke – der Ort wurde 1939 nach Potsdam eingemeindet – begann Anfang des Jahres 1942. Anfang März 1943 wurde dieses Lager – es bestand zunächst aus 8 Baracken und einigen Wirtschaftsgebäuden – in Betrieb genommen. Die Aufgabe des Lagers war die Sammlung ausländischer Arbeitskräfte aus den besetzten Gebieten, um sie der Wirtschaft – vor allem in Babelsberg – zur Verfügung zu stellen. Dieses Zwangsarbeitslager war ursprünglich für 1.200 Personen errichtet worden. Doch wurde diese Zahl im Laufe des Zweiten Weltkrieges erheblich überschritten. Der Lagerführer und das Lagerpersonal wurden von der Deutschen Arbeitsfront gestellt. Die Überwachung der Häftlinge stellte das private Wachschutzgewerbe.
Auf Grund der harten Arbeit und den schlechten Lebensbedingungen war die Sterberate bei den Zwangsarbeitern sehr hoch. Auf den Friedhöfen finden sich viele namenlose Gräber von Zwangsarbeitern, doch ein großer Teil dieser Toten wurde einfach verscharrt. Diese Gräber wurden nie markiert und teilweise sogar überbaut. Auch von den vielen Lagern findet man heute kaum noch Spuren. Die meisten Baracken wurden abgerissen und ebenfalls überbaut. Manche dienen aber heute als Firmensitz, Lager oder Werkstätten.
Weitere Bilder
Quellen
- „Zwangsarbeit in Potsdam“ – Dokumentation von Almuth Püschel; Märkischer Verlag Wilhelmshorst, 2002; ISBN 3-93-1329-37-2
- Zwangsarbeit in Potsdam – Sammelartikel bei Märkischer Verlag Wilhelmshorst