Villa Urbig
(Weitergeleitet von Virchowstraße 23)
Die Villa Urbig, auch „Haus Seefried“ genannt, befindet sich im Potsdamer Stadtteil Babelsberg, inder Villenkolonie Neubabelsberg, in der Virchowstraße Nummer 23. Benannt wurde die Villa nach Franz Urbig, einem Mitinhaber der Deutschen Bank.
Geschichte
Die Villa wurde im Jahr 1915 für einen Mitinhaber der Deutschen Bank, Franz Urbig, gebaut. Urbig hatte noch zahlreiche weitere Aufsichtsratsposten, so bei der Deutsch-Asiatischen Bank und der deutschen Rentenbank. Architekt war Ludwig Mies van der Rohe. Wie van der Rohe mochte auch Frau Urbig den Baustil Schinkels. Deshalb ist auch ihr Bau im Stile des Neoklassizismus streng gegliedert. Auffällig sind die bis an den Boden gezogenen so genannten Französischen Fenster im Erdgeschoss. 1917 wurde das Haus bezogen. Die Inneneinrichtung orientierte sich an den Ansprüchen des großbürgerlichen Bauherrn der damaligen Zeit. Man verfügte über Musik-, Speise-, und Turnsäle. Es gab eine Domestikenetage, ein Gärtnerhaus, sowie einen eigenen Bootsanlegeplatz am Griebnitzsee.
Die Villa Urbig diente als Drehort für den UFA-Film „Frischer Wind aus Kalkutta“. Zum Zeitpunkt des Baus wurde die Villa Urbig als „Haus Seefried“ genannt.
Während der Potsdamer Konferenz
Bis kurz vor der Potsdamer Konferenz, im Jahr 1945, wohnte die Stief-Enkelin des Bankiers Franz Urbig, Marie Louise Gerike, mit ihrer Tante in der Villa. Sie hatten gehofft, nach der Konferenz das Haus wieder beziehen zu können. Dann war es jedoch schon alliierter Sperrbezirk und der „Eiserne Vorhang“ zog sich quer durch den Garten.
Während des Potsdamer Abkommens, war die Villa der Wohnsitz des britischen Primierministers Winston S. Churchill und seines Nachfolger Clement R. Attlee. Damals hieß die „Virchowstraße“ noch „Ringstraße“.
Im Mai 2006 besuchte Lady Mary Soames Potsdam und die Villa Urbig. Sie ist die jüngste Tochter Churchills, die ihn zum Potsdamer Abkommen als Adjutantin im Range eines Captain des „Women's Army Corps“ begleitete. Sie erinnerte sich daran, dass es in dem Zimmer, dass sie bewohnte eine Kornblumentapete gab und an den schönen Garten mit dem romantischen Blick über den Griebnitzsee.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Nach 1950 wurde die Villa Urbig ein Gästehaus der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR. Dafür wurde sie zu einem zweigeschossigen Putzbau mit Walmdach und Pilastergliederung umgebaut, in dessen Erdgeschoss sich französische Fenster befinden.
Seit 2005 befindet sich die Villa im Besitz des Bauunternehmers Theodor Semmelhaack, der auch am Bau des neuen City-Quartiers beteiligt ist. Wie die Truman-Villa und die Villa Herpich, in der Stalin während der Potsdamer Konferenz wohnte, erhielt im Mai 2006 auch die Villa Urbig eine Plakette, die an das historische Ereignis erinnert. Auch der Garten wird wieder in seiner ursprünglichen Pracht hergerichtet, wie ihn Churchill gesehen hat, bevor er zum Grenzstreifen zu West-Berlin wurde.
Ab 2007 sollen in der renovierten Villa Konzertabende stattfinden.
Im Februar 2009 erwarb der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende, Softwaremilliardär und Potsdam-Mäzen Hasso Plattner die Villa.
Quellen
- „Neuendorf-Nowawes-Babelsberg – Stationen eines Stadtteils“ – Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2000; ISBN 3-89570-653-1