Weißes Haus

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Das Weiße Haus nach der Sanierung im Februar 2025
Das Weiße Haus im März 2013

Das Weiße Haus befindet sich in Potsdam, im Neue Garten, in unmittelbarer Nähe des Heiligen Sees. Es liegt im südöstlichen Teil des Gartens, südwestlich der Orangerie und nördlich des Hauptweges, ausgehend von dem an der Südseite des Gartens liegenden Haupteingangs Am Neuen Garten/Alleestraße. Die heutige Adresse lautet: Im Neuen Garten 5. Das Weiße Haus gehört zu den sogenannten Bunten Häusern und ist eins der ältesten Gebäude im Neuen Garten.

Auf dem umzäunten Gelände befinden sich neben dem Weißen Haus noch zwei kleinere Wirtschaftsgebäude. Westlich des Hauses steht ein hölzerner Schuppen, der wohl zu Lagerzwecken und als Geräteschuppen, möglicherweise auch als Garage diente. Nordwestlich des Wohnhauses und etwas weiter abgerückt von diesem Schuppen steht ein massiv errichtetes Wirtschaftsgebäude. In dem eingeschossigen Gebäude befanden sich vormals im nördlichen Teil die Küche und im westlichen Gebäudeteil die Toilette. Vor und hinter dem Weißen Haus befinden sich kleinere Rasenfläche, verwildertes Buschwerk und Bäume sowie ein provisorisch eingerichtetes Gewächshaus. An der Südseite führt eine schmale, von Bäumen flankierte Zufahrt vom sogenannten Wirtschaftsweg zum Haupteingang des Hauses. Der heutige Hauptweg des Parks, die Eichenallee in Richtung Marmorpalais, verläuft vor dem Holländischen Etablissement und führt nicht an dem Gebäude des Weißen Hauses vorbei.¹

Denkmalwert

Das Weiße Haus steht als Baudenkmal im Neuen Garten auf der Denkmalliste der Stadt Potsdam eingetragen. Es ist zudem Teil des bei der UNESCO eingetragenen Weltkulturerbes als Teil der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft. Der Denkmalwert des Weißen Hauses im Neuen Garten gründet sich vorrangig auf den städtebaulichen Gesamtzusammenhang der Potsdamer Schlösser und Gärten. Zusammen mit dem Park Sanssouci, dem Park Babelsberg und dem Park Sacrow ist der Neue Garten stadtbildprägend für die Stadt Potsdam. Die Parks geben Auskunft über die historische Entwicklung der Stadt als Residenzstadt der Preußischen Könige sowie über die Veränderungen bis ins 20. Jahrhundert.

Es ist wahrscheinlich, dass aufgrund des naturromantischen Parkkonzeptes unter Friedrich Wilhelm II., bestehende Häuser des Wein- und Obstanbaugebietes in die Gestaltung des königlichen Parks ab 1783 bzw. 1786 mit einbezogen wurden. Sie wurden vom Hofpersonal als Wohnungen genutzt und erhielten nach ihrem äußeren Anstrich die Namen Braunes, Weißes, Rotes und Grünes Haus. Das Weiße Haus, als Teil dieser Baugruppe, ist deswegen auch von hohem volkskundlichem Wert, weil es sich um eines der ältesten erhaltenen Beispiele eines Winzer- oder Gartenhauses aus dem 17. Jahrhundert handelt. Der ursprünglich eingeschossige Bau, zum Teil als Fachwerk erbaut, hat sich im Kern noch bis heute erhalten. Das Grundstück des Weißen Hauses mitsamt Bebauung wurde 1792 durch Friedrich Wilhelm II. angekauft und in das Gelände des Neuen Gartens integriert, der seit 1786 von Johann August Eyserbeck als englischer Landschaftspark geplant wurde. Ab 1816 gestaltete Peter Joseph Lenné den Neuen Garten neu. Bei beiden Parkplanungen wurde das Weiße Haus explizit durch Wegeführung und Blickachsen zum Heiligen See hin in die Landschaftsgestaltung einbezogen. So sind die Häuser des sogenannten Holländischen Etablissements um 1788, also noch vor Ankauf des Weißen Hauses, so angelegt worden, dass der Sichtbezug des Weißen Hauses zum See gegeben ist. Der Neue Garten ist also charakterisiert durch eine Vielzahl unterschiedlicher baulicher Einzelanlagen und deren bedachte Einbindung in die Landschaftsgestaltung.

Das Weiße Haus trägt in seiner Substanz und seinem Erscheinungsbild zur Gesamtwirkung des heutigen Landschafts- und Kulturraumes des Neuen Gartens bei, welche sowohl auf der gartenkünstlerischen Planung durch Eyserbeck und Lenné basiert, als auch auf der architektonischen Wechselwirkung der unterschiedlichen Bautypen im Garten. Hier wurde bewusst ein Kontrast von vermeintlich einfachen Wohnhäuser des Hofpersonals in ländlicher Idylle zu hochherrschaftlicher Repräsentationsarchitektur wie dem Marmorpalais erzeugt. Die großzügige Gliederung und Struktur der Räume, wie die des sechseckigen Paradezimmers im Obergeschoss unterstreichen die Bedeutung des Weißen Hauses, das als ursprüngliches Garten- und Winzerhaus spätestens ab 1792 Teil des gehobenen königlich preußischen Hoflebens war. In vielen Räumen lassen sich bedeutende Details finden, wie alte Ofennischen, Hinterlader und umlaufender Stuck.

Im Weißen Haus sind verschiedene, hochwertig verzierte Türen vorhanden. Reich profilierte Türblätter, Türbekleidungen und Blockzargenrahmen, die schmiedeeiserne Beschläge in filigraner, teilweise floraler Ausarbeitung, aufwendig ausgearbeiteten Fitschenbänder und Eckwinkel, wie beispielsweise im Dach des Haupthauses, heben sich stark von späteren Ergänzungen ab. Türen und Fenster sind teilweise gut erhalten und Zeugnis der Ästhetik und Konstruktion des 18. und 19. Jahrhunderts.

Wie manche Türen und Fenster stammen auch Teile der Treppe sowie der aufwendig gearbeitete Treppenhandlauf aus dem 18. Jahrhundert. Im Zuge restauratorischer Untersuchungen wurden Reste von Wandmalereien freigelegt. Eine frühe, repräsentative Farbgestaltung befindet sich auf der äußeren Mauerwerkschale in zwei Räumen des eingeschossigen Baus im Erdgeschoss. Die umlaufende, raumübergreifende und gut erhaltene Malerei macht deutlich, dass die beiden Räume vormals eine Einheit bildeten. Wandfriese mit Pflanzenornamenten akzentuierten die unterschiedlichen Räume in einem früher repräsentativen Saal. Die Erhaltung der Malereien ist von besonderem Interesse, da sie im Weißen an mehreren Stellen in gutem Zustand erhalten sind und die Maltechniken und Farbzusammensetzung Entstehungszeit zeigen. Aus den genannten Gründen, die allesamt Hinweise auf die konzeptionelle und künstlerischen Ausformungen geben, besitzt das Weiße Haus kunsthistorische Bedeutung.¹

Chronologie der Bauphasen

Die baulichen Anlagen des Weißen Hauses und des Nebenhauses im Neuen Garten erfuhren in den über 240 Jahren ihres Bestehens mehrere Phasen des Um- und Ausbaus. Für die Erfassung der Baugeschichte dienten die restauratorischen Fassungsuntersuchung, die praktische Erfassung vor Ort, und die Auswertung der historischen Pläne und Archivmaterialien der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Auf Grund der nur unzureichend erschlossenen Bauaktenbestände, vor allem die des 18. Jahrhunderts, sind derzeitig für die entsprechenden baulichen Veränderungen nur relativ ungenaue Datierungen bzw. nur Schätzungen möglich. Die im Rahmen der bisherigen Erfassung festgelegten Bauphasen, die auf Grund der noch ausstehenden ausführlichen Bestandserfassung als nicht gesichert anzusehen sind, werden im Nachfolgenden aufgeführt: ²

Bauphase 1 (18. Jahrhundert)

Gemäß der vorliegenden Bestandsplänen der Umgebung des Neuen Gartens ist mit einer Bebauung des Grundstückes im Verlauf der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert zu rechnen. In der Darstellung aus den 1770er Jahren gibt es bereits im Bereich des heutigen Weißen Hauses eine Bebauung, deren längliche Kubatur dem heutigen Bestand ähnelt. Zu diesem Zeitpunkt stand vermutlich erst der zweigeschossige Baukörper.

Bauphase 2 (18. Jahrhundert)

In Ermangelung schriftlicher Hinweise und einer gründlichen Bauforschung konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden, ob der über die beiden westlichen Fensterachsen reichende eingeschossige „Anbau" zeitgleich mit dem westlichen zweigeschossigen Baukörper oder etwas später angebaut wurde.

Bauphase 3 (18. Jahrhundert)

Den praktischen Untersuchungen vor Ort zur Folge wurde der östliche Teil des eingeschossigen „Anbaus" nachträglich angebaut. Gemäß den Inventarverzeichnissen muss es diesen nachträglichen Anbau bereits 1790 gegeben haben. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch schon das als Küche genutzte Nebengebäude.

Bauphase 4 (1810-1860)

Die Bausubstanz im zweigeschossigen Gebäudeteil bleibt mit Ausnahme von kleineren Reparaturen, Ausbesserungen und Erneuerungen an den Fenstern und Fußböden unverändert. Der untere Saal im eingeschossigen Anbau wird als Wohnraum ausgebaut. Vor die Außenwände wird dort eine zweite Mauerwerksschale gesetzt, so dass dahinter eine dekorative Wandgestaltung erhalten blieb. Weiterhin wird der als Küche genutzte Raum räumlich abgetrennt. Die Räume erhielten eine Ofenbeheizung. Der Kamin wurde wohl in diesem Zusammenhang abgebaut. Im Dachgeschoss des zweigeschossigen Gebäudeteils wird eine weitere Kammer eingebaut.

Bauphase 5 (1860-1900)

Nach der Verlegung der Entwässerungsleitung im Neuen Garten kommt es zum Einbau einer Toilette im Erdgeschoss und im Dachgeschoss sowie zur Umnutzung des Nebengebäudes als Waschküche. Wohl in diesem Zusammenhang werden auch der Fußboden im Treppenhaus sowie Teile der Treppenanlage repariert bzw. erneuert. Weiterhin werden Reparaturen durchgeführt, so z.B. am Außenmauerwerk und den Eingangstüren.

Bauphase 6 (1900-1928)

Im Erdgeschoss wird ein Bad eingerichtet. Des weiteren werden Reparaturen und Erneuerungen an den Fenstern und Fußböden durchgeführt. Im Dachgeschoss des eingeschossigen Anbaus kommt es zum weiteren Ausbau. Das Walmdach des Nebenhauses wird zu einem Satteldach umgebaut.

Bauphase 7 (1953)

Nach Abzug der sowjetischen Armee werden die Gebäude im Neuen Garten, so auch das Weiße Haus, für den Neubezug hergerichtet. Unter anderem kommt es zum Bau neuer Fensterläden sowie den Einbau von Türen und einer Trennwand im OG.

Bauphase 8 (1977)

Im Erdgeschoss des eingeschossigen Anbaus wird eine separate Wohneinheit eingerichtet. Es kommt zum Einbau neuer Türöffnungen, zum Abriss der Treppe vom Treppenhaus zum DG des eingeschossigen Anbaus und zum Einbau neuer Trennwände im Erdgeschoss. Im Rahmen der Dachstuhlsanierung werden auch teilweise die Decken im Obergeschoss erneuert. Weiterhin kommt es zum Neuverputz der Fassaden des Weißen Hauses und des Nebenhauses zum Einbau, einer Innenverglasung im EG und zu weiteren Reparaturen von Fußböden, Wänden und Decken.

Gesamtsanierung 2022 - 2024 Das Weiße Haus soll nach der Sanierung als Wohnhaus mit zwei Wohneinheiten genutzt werden. Das Erscheinungsbild von 1790 und die ursprüngliche Struktur des Hauses sind noch gut erhalten. Ziel ist es, das Gebäude so behutsam wie möglich zu sanieren, den maximalen Erhalt der historischen Substanz zu sicher. Die Instandsetzung des Daches, die Wiederherstellung der Fassaden, die haustechnischen Neuinstallationen sowie damit einhergehende bauphysikalischen energetische Verbesserungen erfolgen denkmalgerecht.³

Weitere Bilder

Siehe auch

Quellen

  • ¹ Technische Universität Berlin, Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege, Jahrgang 2015-17: Potsdam, Neuer Garten, Weißes Haus, Jahrgangsprojekt, Berlin 2016
  • ² Ekkehardt Fischer, Diplom-Restaurator (FH), 14467 Potsdam, Charlottenstraße; Archiv- und Quellenrecherche Weißes Haus im Neuen Garten, Potsdam, Dezember 2009, im Auftrag der SPSG
  • ³„Masterplan der SPSG" - Informationen auf dem Bauschild
  • Liste der Baudenkmale in Potsdam/ SPSG; ID-Nr.: 09156903
  • „Lebensluft“ für den König - Artikel der PNN vom 17.11.2006
  • „Der Heilige See am Neuen Garten in Potsdam" Fotografien von Monika Schulz-Fieguth mit einer Legende von Hans-Christian Klenner, Eigenverlag mit limitierter Auflage, Potsdam 2006
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