Ringerkolonnade
Die Ringerkolonnade befindet sich in der Innenstadt von Potsdam, zwischen dem Marstall am Lustgarten und dem Landtagsgebäude, wo einst das Stadtschloß stand. Sie war einst ein Teil zweier Absperrungen, die das Lustgartenareal von der übrigen Stadt trennte.
Geschichte
Die Ringerkolonnade verband ursprünglich das Stadtschloss mit dem Marstall am Lustgarten und trennte den Lustgarten nach Norden ab. Ihr Gegenstück stellte die Havelkolonnade an der Langen Brücke dar. Diese sperrte den freien Zugang zum Lustgarten von Osten her, von der Langen Brücke aus. Die Havelkolonnade wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Den westlichen Zugang von der Breiten Straße aus versperrte ein gußeisener Zaun. Beide Kolonnaden wurde als Teil eines Großprojektes um 1745/1746 erbaut, als das Stadtschloss zur Residenz des preußischen Königs Friedrichs II. ausgebaut und aufgewertet wurde. Durch ihre Bauweise gestatteten die Kolonnaden aber einen Durchblick zum Lustgarten. Beide Kolonnaden besaßen Durchfahrten für die Kutschen des königlichen Hofes und deren Gäste.
Die ausgeführten Entwürfe von Knobelsdorff zeigten eine Vielzahl von Plastiken auf, wodurch sich auch eine lange Bauzeit ergab. Auf den Balustraden standen Vasen und Puttengruppen, die der Bildhauer Friedrich Christian Glume schuf. Zwischen den Säulengruppen wurden Figuren von Ringern, Fechtern und Schleuderer aufgestellt, welche von den Bildhauern Friedrich Christian Glume, Johann August Nahl und Georg Franz Ebenhecht geschaffen wurden. 1938 wurden alle Plastiken überarbeitet, da der Sandstein zu stark gealtert und somit porös geworden war. Im Zweiten Weltkrieg drohte auch der Ringerkolonnade die völlige Zerstörung. Sie wurde jedoch nur auf einem Drittel ihrer Gesamtlänge zerstört, da sie nur einen Volltreffer hinnehmen musste.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
In dem teilweise zerstörten Zustand blieb die Ringerkolonnade bis zum Abriss des Stadtschlosses 1959/1960 erhalten. Danach wurde sie zunächst zerlegt und abgebaut. Viele Teile gelangten auf den Neuen Markt, wo sie zwischengelagert wurden. Erst nach der Fertigstellung des Interhotels (heute Hotel Mercure), im Jahr 1969, und der Neugestaltung des Hafenbeckens der Weissen Flotte kehrte die Ringerkolonnade in die Nähe ihres alten Standortes zurück. Sie stand seitdem (erst am Parkplatz des Hotels) am umgestalteten Lustgarten in Südwestrichtung, parallel zur Havel. Allerdings trifft dies noch auf einen wesentlich kürzeren Rest zu. Alle weiteren Teile lagerten bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Park Sanssouci, zusammen mit weiteren Fragmenten des Stadtschlosses.
Seit 2016 steht die Ringerkolonnade wieder an ihrem historischen Platz. Sie reicht jedoch nicht bis an den Marstall und auch nicht bis an das Landtagsgebäude heran. Die fehlenden Meter gingen durch den Krieg verloren. Ein Nachbau, um die Lücke zum Marstall zu schließen, wird es nicht geben. Die Straßenbahntrasse ist diesem Vorhaben im Wege. Ursprünglich fuhr die Straßenbahn nämlich von der Langen Brücke nach rechts in die Humboldtstraße, dann vor dem Stadtschloß über den Alten Markt und über die Kaiserstraße (heute Staudenhof) Richtung Platz der Einheit.
Neben der Ringerkolonnade befand sich bis 1945 auch der Fiakerplatz, ein Platz für Pferdekutschen. Auch die größte Rosskastanie Potsdams konnte man damals hier entdecken. Der Fiakerplatz soll nach der Fertigstellung des Landtagsneubaus als "Steubenplatz" in Anlehnung an die historische Form wiedererstehen.
Quellen
- „Potsdam-Lexikon, Stadtgeschichte von A bis Z“, Götzmann, Jutta; Wernicke, Thomas; Winkler, Kurt (Hrsg.); Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin, 2010, S. 219f; ISBN 978-3-942476-03-4.
- „Potsdamer Straßenbahngeschichte“, Herausgeber: ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH, Potsdam 2005.