Bornimer Kirche
Die Bornimer Kirche steht im Potsdamer Ortsteil Bornim in der Potsdamer Straße Ecke Rückertstraße. Sie ist ein neogotischer Saalbau mit einem 55 Meter hohen Turm. Sie wurde von 1901 bis 1903 errichtet.
Geschichte
Eine erste Kirche wird im Potsdamer Stadtteil Bornim bereits 1289 erwähnt. Um 1500 wurde eine neue Kirche errichtet, vermutlich wegen Baufälligkeit des Vorgängerbaus. Bei diesem Kirchenbau handelte es sich um einen rechteckigen Feldsteinbau, der 1746 um einen barocken Aufsatz auf dem Turm erweitert wurde.
Im 19. Jahrhundert fanden mehrere Kirchenreparaturen statt. Die Baufälligkeit sowie der Umstand, dass die Kirche für das immer größer werdende Bornim zu klein wurde, führten zu Überlegungen für einen Kirchenneubau. Sämtliche Pläne aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden aber von den zuständigen Stellen abgelehnt.
Erst 1898 sollte Bewegung in die Sache kommen. Es fand eine Besichtigung der Kirche der alten Kirche mit dem Geheimen Regierungs- und Baurat Ludwig von Tiedemann statt. Dieser erstellte einen Entwurf, nach dem Arthur Kickton 1902/1903 die neue Dorfkirche errichtete. Die Architektur knüpft an mittelalterliche märkische Kirchenbauten an. Eine Besonderheit sind die Schleppgauben am Turmgiebel sowie Wimpergen (Ziergiebel mit Rosetten) am Turmgesims.
Die Kirche hat etwa 700 Plätze. Als Alternative zum Neubau stand auch die Erweiterung der alten Kirche zur Diskussion. Im Juni 1901 wurde schließlich die alte Kirche abgebrochen. Darauf wurde mit dem Neubau begonnen, der auf einem Entwurf von Tiedemanns basiert. Am 12. Juni 1902 konnte Richtfest gefeiert werden und am 11. Juni 1903 wurde die Kirche eingeweiht. Dieser Akt fand in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. und seiner Gemahlin Auguste Viktoria statt. Die Kaiserin hatte bereits das Protektorat für den Kirchenneubau übernommen, so wie zum Beispiel auch für die Erlöserkirche, die Pfingstbergkirche und die Kirche auf Hermannswerder.
Hierauf sollte es noch zu einem Jahre schwelenden Rechtsstreit zwischen der Kirchengemeinde Bornim und der Königlichen Regierung kommen. Letztere verlangte von der Gemeinde eine Nachzahlung von mehr als 2.700 Mark Bauleitungsgebühren. Erst 1914 entschied das Landgericht Potsdam zugunsten der Gemeinde.
In die Kirche wurden drei aus dem 14. Jahrhundert stammende Glocken aus dem Vorgängerbau übernommen. Eine der Glocken musste 1914 sowie 1935 wegen Sprüngen umgegossen werden. 1944 wurde sie zur Rüstungsproduktion beschlagnahmt und eingeschmolzen. Die beiden anderen mittelalterlichen Bronzeglocken blieben aber bis heute erhalten.
Ausstattung
Der Altar der Kirche besteht aus einem Unterbau aus Sandstein und einem Aufsatz aus Eichenholz. In diesem sind die Symbole der vier Evangelisten sowie ein Kruzifix eingearbeitet. Die Altarbibel wurde von Kaiserin Auguste Viktoria gestiftet und von ihr mit einer eigenhändigen Widmung versehen.
Links und rechts des Altars befinden sich die hölzerne Kanzel sowie der Taufstein aus Sandstein. Er ist eine Arbeit im neoromanischen Stil. Daneben gibt es noch einen Taufstein aus Terrakotta aus dem 19. Jahrhundert, der in der Winterkirche, einer ehemaligen Seitenempore, seinen Platz gefunden hat.
Dieser Taufstein wurde, ebenso wie zwei Gemälde, aus der Vorgängerkirche übernommen. Bei diesen Kunstwerken handelt es sich um die Darstellung eines Christuskopfes aus dem späten 18. Jahrhundert sowie ein Bild des dornengekrönten Christus aus der Zeit um 1750. Dieses Gemälde war das Altarbild der Vorgängerkirche.
Im Chorraum befinden sich zwei monumentale Wandgemälde aus den Jahren 1909 und 1910. Sie zeigen die biblischen Szenen „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ (Nordseite) und „Emmausjünger" (Südseite). Sie wurden in den Jahren 1909 und 1910 von Victor Paul Mohn gemalt. Den Abschluss des Chores bildet die Ostwand mit zwei runden über sechs spitzbogigen Fenstern. Im 2. Weltkrieg wurden die alten Fenster durch eine Druckwelle, ausgelöst durch eine Luftmine, zerstört. So wurden 1951 neue Fenster eingeweiht. Ihre Ausmalung wurde durch den damaligen Bornimer Pfarrer mitgestaltet. Die Rundfenster zeigen Jesus in der Krippe sowie die Heilung eines Besessenen, während die spitzbogigen Fenster Symbole für Christus darstellen, beispielsweise das Christusmonogramm.
Die über dem Eingang befindliche Orgel ist ein Werk des Kaiserlichen Hoforgelbauers Sauer aus Frankfurt an der Oder. Sie wurde durch Kaiser Wilhelm II. gestiftet.
Denkmalpflege
Die Kirche hat das wechselvolle 20. Jahrhundert nahezu unbeschadet überdauert. Im II. Weltkrieg wurden die Kirchenfenster durch Druckwellen zerstört. Die Kupferdeckung des Turmes wurde für Rüstungszwecke abgebaut und durch Schiefer ersetzt. Bei einer Neueindeckung des Daches in den 1980-er Jahren wurden die Gauben in der Turmspitze zurückgebaut. Und beim Umdecken des Daches auf dem Kirchenschiff ging das geometrische Muster aus roten, gelben und grünen Ziegeln verloren.
Nach 1989 konnten auch durch das Engagement der Kirchengemeinde und des Dorfes umfassende erforderliche Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Es stellte sich dabei heraus, dass die Stabilität des Turmes gefährdet war, weil Eisenverstrebungen im Mauerwerk verrostet waren. Ab 2012 durften die Glocken darum nicht mehr geläutet werden. Mit großem Aufwand konnten die Turmspitze neu gedeckt und die bei einer früheren Instandsetzung des Turmdaches entfernten Wimpergen (Ziergiebel) wieder originalgetreu aufgemauert werden, so dass der Turm heute wieder sein früheres Aussehen zeigt. Auch die markanten Gauben in der Turmspitze wurden wiederhergestellt.
Vom ehemaligen Friedhof sind noch einige Grabsteine und Fragmente erhalten, die an der Friedhofsmauer ausgestellt sind. Darunter sind auch Teile vom früheren Chausseedenkmal.
Nutzung
In der Bornimer Kirche findet allwöchentlich um 10:30 Uhr Gottesdienst statt. Daneben gibt es in der Kirche gelegentlich Konzerte, zum Beispiel alljährlich das Adventskonzert der Städtischen Musikschule Potsdam. Im Kircheninneren sind eine kleine Ausstellung zur Kirchengeschichte und eine Ausstellung über das kurfürstliche Schloß Bornim zu sehen, das aber schon im 18. Jahrhundert abgerissen wurde.
Quellen
- Andreas Kitschke: "Die Kirchen in der Potsdamer Kulturlandschaft" 1. Auflage, Lukas Verlag, ISBN 978-3-86732-248-5 S. 246f.