Carl von Ossietzky

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Carl von Ossietzky im KZ „Esterwegen“, um 1933

Carl von Ossietzky (* 3.10.1889, in Hamburg; † 4.5.1938, in Berlin) war ein deutscher Journalist, Schriftsteller, Pazifist und ein Opfer des Faschismus.

Geschichte

Carl von Ossietzky wurde am 3. Oktober 1889 in Hamburg geboren. Mit nur drei Jahren verlor Ossietzky seinen Vater. Als seine Mutter zehn Jahre später den Sozialdemokraten Gustav Walther heiratete, weckte dieser das politische Interesse von Carl. Beide besuchten gemeinsam SPD-Veranstaltungen, auf denen u. a. der Parteivorsitzende August Bebel sprach. Dies prägte Ossietzkys weiteres Leben.

Im Jahr 1904 verlässt Ossietzky die Mittelschule, ohne die Mittlere Reife erlangt zu haben. Nach langem Bemühen in den Justizdienst einzutreten, gelang es ihm 1907 als Hilfsschreiber eine Anstellung beim Hamburger Amtsgericht zu finden. Drei Jahre später wurde er auf Grund seiner guten Leistungen in das Grundbuchamt versetzt. In dieser Zeit besuchte Ossietzky viele kulturelle und politische Veranstaltungen und begann seine ersten literarischen Versuche. 1908 wurde er Mitglied der „Demokratischen Vereinigung“ und der „Deutschen Friedensgesellschaft“. Drei Jahre später schrieb Ossietzky erstmals Artikel für die Zeitschrift „Das freie Volk“ (Publikationsorgan der „Demokratischen Vereinigung“). Im Januar 1914 gab er seine Arbeit beim Justizdienst auf und konzentrierte sich auf eine journalistische Karriere.

Zunächst als kriegsuntauglich eingestuft mußte Ossietzky ab Sommer 1916 als Armierungssoldat an der deutschen Westfront am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Nach der Teilnahme an der Schlacht von Verdun schreibt er Artikel gegen die Romantisierung und der Fortsetzung des Krieges.

Nach Ende des Krieges und seiner Demobilisierung kehrte Ossietzky nach Hamburg zurück. Während der Novemberrevolution arbeitet er für den Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat. Im Juli 1919 zieht er nach Berlin um, da Ossietzky zum Generalsekretär der „Deutschen Friedensgesellschaft“ gewählt wurde. Im Oktober des selben Jahres gehörte Ossietzky zu den Gründungsmitgliedern des „Friedensbundes der Kriegsteilnehmer“, gemeinsam mit Kurt Tucholsky. Von 1920 bis 1924 arbeitete er bei der „Berliner Volkszeitung“ und engagierte sich in der „Nie-wieder-Krieg“-Bewegung. Im Jahr 1924 begründete Ossietzky die kurzlebige „Republikanische Partei“ mit. Diese distanzierte sich stark von den Linien der SPD und der KPD. Das brachte Ossietzky umfangreiche Kritik ein, da die „Republikanische Partei“ zur Zersplitterung der demokratischen und republikanischen Kräfte beitrug. Kurz darauf wurde diese Partei aufgelöst, da sie bei den Reichstagswahl vom Mai 1924 (Ossietzky kandidierte im Wahlkreis Potsdam II) noch nicht einmal 0,2 Prozent der Stimmen erhielt. Von da an arbeitete Ossietzky (bis 1926) in der Redaktion der linksliberalen Wochenzeitung „Das Tage-Buch“ und beim „Montag-Morgen“.

Die Weltbühne, vom 7.3.1933

Im April 1926 erschien erstmals ein politischer Leitartikel von Ossietzky in der Zeitung „Die Weltbühne“, die seit dem Jahr 1925 in der Potsdamer Druckerei Stein in der Kaiser-Wilhelm-Straße Nummer 53 (später Hegelallee) hergestellt wurde. Nach dem Tod des bisherigen Herausgebers, Siegfried Jacobsohn, wurde Ossietzky im Jahr 1927 der neue Herausgeber und Chefredakteur der „Wochenzeitschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft“ – so der Untertitel von „Die Weltbühne“ – unter Mitarbeit von Kurt Tucholsky. Ossietzky wurde nun einer der bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Er wendete sich in seinen Leitartikeln – die er regelmäßig im Potsdamer Café Rabien schrieb – gegen die Aushöhlung der Weimarer Verfassung, kritisiert die Arbeit der Regierung und seiner Organe sowie die Parteienpolitik. Oftmals stand Ossietzky vor Gericht (u. a. wegen Beleidigung) und wurde auch mehrmals verurteilt, so z. B. wegen seiner Kritik an der Wiederaufrüstung. International bekannt wurde Ossietzky durch den so genannten Weltbühne-Prozeß vom November 1931, bei dem er selbst mitangeklagt wurde. Hierbei ging es um einen Artikel vom März 1929, der die verbotene Aufrüstung der Reichswehr (entsprechend dem Versailler Vertrag) aufdeckte. Dieser Artikel wurde als Landesverrat und Verrat militärischer Geheimnisse kriminalisiert. Ossietzky und der Flugzeugexperte Walter Kreiser wurden zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Haftantritt erfolgte im Mai 1932. Im Dezember 1932 wurden beide auf Grund einer Weihnachtsamnestie vorzeitig freigelassen. Als Ossietzky zu den Reichspräsidentenwahl vom März 1932 die Empfehlung abgab für den kommunistischen Kandidaten Ernst Thälmann zu stimmen – obwohl Ossietzky noch im Januar 1932 die KPD für die Aufstellung Thälmanns kritisierte – empörte sich die demokratische und sozialdemokratische Presse energisch.

Ossietzky hoffte bis zuletzt, daß die von den Kommunisten geforderte Einheitsfront aller demokratischer Kräfte eine Diktatur der Faschisten verhindern könnte. Doch so wie alle aufrechten und engagierten Demokraten, Kommunisten und Pazifisten musste auch Ossietzky die Gewalt der Hitler-Schergen ertragen. Am 28. Februar 1933 wurde er von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und im Gefängnis Berlin-Spandau eingesperrt. Sechs Wochen später internierten die Faschisten ihn in das Konzentrationslager Sonnenburg bei Küstrin. Nach schweren Mißhandlungen verschleppte die SS Ossietzky und andere bekannte Häftlinge in das KZ Esterwegen im nördlichen Emsland. Esterwegen war berüchtigt: unter unerträglichen Bedingungen mussten die Häftlinge – die Moorsoldaten – die dortigen Moore umgraben. Ossietzky, der die schwere körperliche Arbeit nicht gewohnt war, magerte zusehends ab und wurde Ende 1934 in das Krankenrevier verlegt. Gleichzeitig lief eine Kampagne seiner Freunde und Gefährten zur Ehrung Ossietzkys mit dem Friedensnobelpreis. Auf Grund dieser Kampagne und der damit verbundenen öffentlichen Aufmerksamkeit für die Person Ossietzkys sahen sich die Faschisten genötigt, ihn im Mai 1936 in das Berliner Staatskrankenhaus der Polizei einzuweisen. Dort wurde dem Patienten eine schwere offene Lungentuberkulose im fortgeschrittenen Zustand diagnostiziert. Am 23. November 1936 wurde Carl von Ossietzky rückwirkend der Friedensnobelpreis des Jahres 1935 zugesprochen. Die Entgegennahme des Preises in Oslo wurde ihm jedoch verweigert. Auch von der Geldprämie, die an diesem Preis hängt, erhielt Ossietzky nur einen Bruchteil.

Eine Verlegung des todkranken Ossietzkys in das Krankenhaus Nordend (Berlin-Niederschönhausen) mit seiner speziellen TBC-Abteilung kam zu spät. Der Journalist, Schriftsteller und Pazifist Carl von Ossietzky starb am 4. Mai 1938 in Berlin an den Folgen der schweren Mißhandlungen und der Tuberkulose.

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