Königliches Schauspielhaus
Das ehemalige Königliche Schauspielhaus, später als „Stadttheater“ geführt und im Volksmund Kanaloper genannt, befand sich in der Innenstadt in der Straße Am Kanal und grenzte an die Berliner Straße. An seiner Stelle befindet sich heute das Hochhaus Am Kanal Nummer 7.
Geschichte
Das Königliche Schauspielhaus wurde in den Jahren zwischen 1793 und 1795 auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm II. mit öffentlichen Mitteln errichtet. Der Landesherr besaß Kunstsinn und eine ausgeprägte Vorliebe für die schönen Dinge des Lebens. Mit dem Bau wurde der Oberhofbauamts-Intendant, Michael Philipp Daniel Boumann, als ausführender Architekt betraut. Dieser musste zunächst das geeignete Grundstück finden und später den Fortgang der Arbeiten beaufsichtigen. Die Entwürfe lieferte der Architekt Carl Gotthard Langhans.
Das Theater fasste 700 Gäste und war ein öffentliches Theater. Die Hofgesellschaft hatte ein eigenes Schlosstheater. Friedrich Wilhelm II. behielt sich aber auch für sein Königliches Schauspielhaus das Recht vor, selbst das Programm zu bestimmen und die Künstler auszuwählen.
Nach dem Jahr 1800 fanden seltener Aufführungen statt und das Haus wurde geschlossen. Im Jahr 1846 wurde das Theater von einem Unternehmer kommerziell betrieben. Und im Jahr 1938 wurde es eine städtische Bühne.
Das Königliche Schauspielhaus wurde am 21. Dezember 1940 bei einem nächtlichen Angriff englischer Bomber schwer beschädigt. Und bei den Kämpfen der letzten Kriegstage um Potsdam wurde das Schauspielhaus in Brand geschossen und dadurch zerstört. Die Ruine wurde jedoch erst im Jahr 1966 – nach Bergung des „Schadow-Reliefs“ – abgetragen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Spielstätte Am Kanal zunächst verloren, die Schauspieler mussten einen anderen Bühnenort finden. Im Jahr 1946 wurde das Brandenburgische Landestheater gegründet, welches seine Spielstätte zunächst im Schlosstheater des Neuen Palais fand. Ein neuer provisorischer Spielort wurde am 16. Oktober 1949 mit Goethes „Faust I“ in der ehemaligen Gaststätte Zum Alten Fritz, in der Zimmerstraße, eröffnet.
Über dem Portal des Schauspielhauses mit dem Spruch „Dem Vergnügen der Einwohner“ war ein zwölf Meter langes und 1,50 Meter hohes Relief zu sehen. Dieses Relief „Fest der Musen und Grazien“ schuf Johann Gottfried Schadow und stellte Figuren der griechischen Mythologie bei der Kunstausübung dar. So zum Beispiel „Thalia“ (die Göttin der Komödie), „Apollo“ (mit der Leier) und „Melpomene“ (die Mutter der Musen). Fragmente von diesem Relief sind heute im Foyer des Berliner Kronprinzenpalais, in der Straße „Unter den Linden“, zu sehen. Eine Initiative fordert die Rückgabe des Reliefs an Potsdam.
Die Name „Kanaloper“ kam daher, dass das Schauspielhaus direkt am Stadtkanal lag. Dadurch, dass dieser Kanal vermehrt auch als Abwasserkanal missbraucht wurde, drangen auch in das Stadttheater üble Gerüche. Somit erhielt der Name auch einen abwertenden Charakter.
Weblinks
- Königliches Schauspielhaus (Potsdam) – Artikel bei der Wikipedia
Quellen
- „1000 Jahre Potsdam - Blätter aus der Stadtgeschichte, Teil I“ – herausgegeben vom Rat der Stadt Potsdam, im Jahr 1987
- Potsdam soll bis 2004 ein neues Theater erhalten – Artikel bei der Berliner Zeitung, vom 3. Dezember 2001
- "Auch das Schauspielhaus wurde getroffen"; Artikel von Hans-Werner Mihan in der PNN vom 21. Dezember 2005