Otto Wiesner
Otto Wiesner (* 14.8.1910, in Hamborn am Rhein; † 1.2.2006, in Potsdam) war ein deutscher Kommunist und Opfer des Faschismus sowie Schriftsteller.
Geschichte
Otto Wiesner wurde am 14. August 1910 in Hamborn am Rhein geboren. Bereits mit 14 Jahren trat er in die Gewerkschaft ein. Der gelernte Schriftsetzer trat im Jahr 1926 dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) bei und zwei Jahre später der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
Nach der faschistischen Machtergreifung arbeite Otto Wiesner von der Tschechoslowakei (ČSR) aus gegen das Nazi-Regime. Als er im Jahr 1934 aus der ČSR ausgewiesen worden ist, wurde er Mitglied der illegalen Bezirksleitung des KJVD in Berlin. Im September 1934 wurde Otto Wiesner von den Faschisten verhaftet und zu sieben Jahren Zuchthaus wegen „Hochverrats“ und acht Jahren Ehrverlust verurteilt. An seinem Entlassungstag, dem 6. Dezember, wurde er – wie er später sagte – „als Nikolausgeschenk mit 24 anderen Leidensgenossen ins Lager Sachsenhausen hineingeprügelt“. Mit Hilfe der illegalen Lagerorganisation konnte Otto Wiesner als Mitarbeiter der Schreibstube eingesetzt werden. Dies gab ihm die Möglichkeit, seinen Widerstandskampf gegen die Nazi-Barberei fortzusetzen. So unterstützte er die Arbeit der illegalen Lagerorganisation und organisierte die Verteilung der Essenrationen so, dass die vom Verhungern am Meisten bedrohten Häftlinge mehr Nahrung erhielten. Dadurch konnte Otto Wiesner vielen Mitgefangenen das Leben retten. Im Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich, in das Otto Wiesner später verschleppt wurde, erlebte er im Jahr 1945 seine Befreiung.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Otto Wiesner, der seit dem Jahr 1945 in Potsdam lebte, aktiv am Wiederaufbau in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und beteiligte sich am Aufbau neuer politischer Strukturen. Er war Mitglied der Bezirksleitung der brandenburgischen KPD und deren Jugendsekretär. Desweiteren gehörte er zu den Mitbegründern antifaschistischer Jugendausschüsse und wurde Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ), deren Vorsitzender er im Land Brandenburg wurde. Außerdem gehörte er als Abgeordneter dem ersten brandenburgischen Landtag nach dem Krieg an.
Otto Wiesner war Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED), lehnte aber politische Funktionen ab. Er leitete in den Jahren von 1955 bis 1960 die Gedenkstätte zum Potsdamer Abkommen im Schloss Cecilienhof und arbeitete seit 1960 als freier Schriftsteller. Dabei schrieb er hauptsächlich Erzählungen, Gedichte und Anekdoten (wie „Die Hose des Mijnheer X“ und „Report eines Unerwünschten“). Zudem schrieb er seine persönlichen Erinnerung nieder, die später veröffentlicht wurden. Und er verfasste Kinderbücher und Texte für Kinderlieder.
Bis zu seinem Tod bestand Otto Wiesners persönliche Aufgabe in der Aufklärung über die Zeit des Nationalsozialismus. Durch Gedenkstättenführungen, Vorträgen und anderen Projekten leistete er seinen Beitrag zur antifaschistischen Erziehung bei Kindern und Jugendlichen. Aber auch Erwachsenen vermittelte er seine Erfahrungen und seine Lehren – auch nach der Wende.
Am 9. November 2005 wurde Otto Wiesner – gemeinsam mit Willi Frohwein – die Ehre und Auszeichnung erteilt, sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Potsdam einzutragen. Außerdem beantragte die Partei DIE LINKE im August 2010 in der Stadtverordnetenversammlung eine Straße oder einen Platz nach Otto Wiesner zu benennen.
Am 1. Februar 2006 starb Otto Wiesner in Potsdam. Er wurde auf dem Neuen Friedhof in der Heinrich-Mann-Allee begesetzt.
Weblinks
- Otto Wiesner – Artikel bei der Wikipedia
Literatur
- „Die Hose des Mijnheer X“ – Buch von Otto Wiesner; veröffentlicht: 1989 in Berlin; ISBN 3730304615 (ISBN-10)
- „Report eines Unerwünschten“ – Buch von Otto Wiesner; veröffentlicht: in Potsdam; ASIN B0027NOE0K
- „Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Erzählung (Antifa Reihe)“ – Buch von Otto Wiesner; veröffentlicht: 1998 in Stuttgart; ISBN 3928666274 (ISBN-10)
- „Zeitfunken: Anekdoten und Episoden“ – Buch von Otto Wiesner; veröffentlicht: 1985 in Berlin; ISBN 3772405177 (ISBN-10)
- „An der Kreuzung“ – Buch von Otto Wiesner; veröffentlicht: 1956 im Verlag der kasernierten Volkspolizei; ohne ISBN-Angabe
- „Der Ausbruch der Unsichtbaren“ – Buch von Otto Wiesner; veröffentlicht: 2003 in Frankfurt/M; ISBN 3932246357 (ISBN-10), ISBN-13 9783932246357
Quellen
- VVN-BdA Potsdam erinnert an Otto Wiesner – Meldung beim NNV-BdA Brandenburg, vom 14. August 2010
- Ein Kommunist als Namenspatron – Artikel bei Neues Deutschland, vom 21. August 2010
- Otto Wiesner – Seite bei der VVN-BdA Münster; Stand: 22. August 2010