Altes Rathaus
Das Alte Rathaus von Potsdam befindet sich in der Innenstadt am Alten Markt. Daneben befindet sich das Knobelsdorff-Haus.
Geschichte
Vom Bau bis 1945
Der preußische König Friedrich II. ließ in den Jahren 1745 bis 1755 das Gelände vor dem Stadtschloss und um den Alten Markt umgestalten. Neben den Umbauten direkt am Stadtschloss und dem Neubau des Palast Barberini wurde bereits im Jahr 1753 das Alte Rathaus errichtet. Hierzu wurde wiederum der Oberbaudirektor Jan Bouman verpflichtet, nachdem dieser auch das Holländische Viertel und das Berliner Tor mitgestaltet hatte. Es wurde eine Schaufassade geschaffen. Diese bestand aus den acht korinthische Säulen und einer Kuppel mit kupferner Spitze. Als Bekrönung erhielt das Alte Rathaus eine vergoldete Bleifigur in Form des Atlas (Figur aus der griechischen Mythologie), der die Last der Welt auf seinen Schultern trägt. Gemeinsam mit dem direkt an das Rathaus anschließenden Windelbandschen Haus und dem Knobelsdorff-Haus wurde so die Ostseite des Alten Marktes gestaltet, und es entstand eine typische Platzsituation der damaligen Zeit.
Im Jahre 1777 stürzte die - verächtlich auch als „Puppe“ bezeichnete - Atlasfigur vom Rathaus und wurde durch ein Kupferduplikat ersetzt, welches ebenfalls vergoldet wurde. In Anspielung auf die Häftlinge des Stadtgefängnisses, welche bis 1875 im Rathausturm inhaftiert waren, wurde der Ausdruck „unter der Puppe sitzen“ geprägt.
Erst ab 1875 benutzten die Potsdamer Stadtverordneten das Alte Rathaus für ihre Sitzungen. Zehn Jahre später, im Jahr 1885, zogen dann die Stadtverwaltung und deren Stadtkasse in das Rathaus ein. Nachdem dieses aus Platzgründen nicht mehr ausreichte, konnte - nach Verhandlungen mit dem nebenan wohnenden Bäckermeister Windelband - dessen Haus ab 1898 auch für die Stadtverordneten mitbenutzt werden. Es gab Pläne, einen Ausbau des Rathauses bis auf seine doppelte Größe vorzunehmen und hierzu das Windelbandsche sowie das Knobelsdorfsche Haus abzureißen. Infolge eines städtischen Ideenwettbewerbes wurde dieser Plan nicht realisiert. Stattdessen wurde das Barberinische Palais ausgebaut. Im Jahre 1916 zogen dann alle Stadtvertreter an ihren neuen Standort. Nur die Stadtkasse blieben zunächst im Alten Rathaus. Der Einzug der Sparkasse hatten einen Komplettumbau der angrenzenden Gebäude im Jahre 1920 zur Folge hatte.
Zerstörung und Wiederaufbau
Bei einem der Luftangriffe auf Potsdam in der Nacht von Potsdam (am 14./15.04.1945) wurde auch das Alte Rathaus schwer beschädigt. Durch das Feuer und die abgeworfenen Sprengbomben mit einer starken Splitterwirkung wurde das Gebäude trotz der Sicherung mit Bretterverschlägen schwer getroffen. Der Atlas blieb trotz der schweren Zerstörung des Gebäudes auf seinem Platz. Das Windelbandsche Haus war durch einen Volltreffer sogar völlig zerstört worden. Auch das Knobelsdorffhaus war sehr schwer beschädigt. In den ersten Jahren nach dem Krieg fehlte es an notwendigen Mitteln und Ressourcen, um das historische Gebäudeensemble wiederaufbauen zu können, so dass erst 1960 die Arbeiten begonnen werden konnten. Das Alte Rathaus war jedoch so schwer beschädigt, dass man sich für einen Abriss mit Ausnahme des vorderen Treppenhauses und der sich darüber befindlichen Kuppel mit dem unbeschädigtem Atlas entschied.
Im Jahre 1966 wurde dann die Wiedereinweihung als Kulturhaus „Hans Marchwitza“ gefeiert. Bezüglich der neuen Nutzung hatte es jedoch einige Änderungen und Umbauten gegeben. So wurde z.B. im hinteren Teil des Rathauses ein großer Saal mit einer Fassade aus Glas errichtet, in dem auch die neuen Treppenhäuser untergebracht werden konnten. Die ursprünglich roséfarbene Außenfassade wurde aufgrund einer Forderung des Kulturministeriums der DDR in Weiß gestrichen. Ein Wiederaufbau des zerstörten Windelbandschen Hauses war damals nicht möglich. Zur Darstellung der ursprünglichen Ensemblewirkung wurde ein Ersatzhaus geschaffen mit einer Höhe, die dem ehemaligen Gebäudes entsprach. Dieses Haus wurde als Durchgang zum vollständig restaurierten Knobelsdorffhaus ausgeführt, mit Fenstern in Rastereinteilung. Die damaligen Gesamtkosten des Wiederaufbaues betrugen insgesamt 4,8 Millionen DDR-Mark. Die Arbeiten wurden dem damalige VEB Hochbauprojektierung Potsdam und den Architekten Horst Görl und Ernst Pfrogner übertragen.
Gegenwart
Auch nach der politischen Wende und Wiedervereinigung ist das Alte Rathaus ein wichtiger Kulturstandort in der Stadt Potsdam geblieben. Neben einer ständigen Ausstellung zur Geschichte Potsdams im Erdgeschoss des Hauses gibt es weitere Räume, in denen die Ausstellungen ständig wechseln. Im großen Saal des Anbaus finden regelmäßig Vorträge und Diskussionsforen über die städtischen, kulturellen, aber auch wissenschaftlichen Themen der Stadt, sowie Empfänge und Tagungen statt. Weiterhin werden die Räume für Lesungen und Musikauftritte genutzt. Zudem wird seit Jahren auch eine Nutzung als Teil des Stadtmuseums erwogen.
Nach einer dreimonatigen Restaurierung durch eine Berliner Werkstatt wurde am Ende des Jahres 2008 der Atlas mit seiner Weltkugel mit mehr als 400 Gramm Blattgold überzogen und dann wieder auf dem Rathaus montiert. Die Restaurierung des Atlas ist Teil der noch laufenden Sanierung des Alten Rathauses, bei der insbesondere die Fassade saniert werden soll und welche noch bis Ende 2011 andauern wird. (Quelle: RBB-Nachrichten)
Seit dem 20. August 2012 hat das Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte seinen Hauptsitz in den Räumen des Alten Rathauses. Neben der Ständigen Ausstellung „Potsdam – eine Stadt macht Geschichte“ gibt es Sonderausstellungen zur Stadt-, Kunst- und Kulturgeschichte sowie weitere Veranstaltungen zu aktuellen Stadtthemen.
weitere Bilder
Weblinks
- Altes Rathaus (Potsdam) – Artikel bei der Wikipedia
- Altes Rathaus - Offizielle Mitteilung der Stadt Potsdam
Quellen
- RBB-Nachrichten, vom 15. Dezember 2008