Carl Velten
Carl Velten (* 28.1.1849, im Rheinland; † 27.10.1925, in Potsdam) war Kapitän der kaiserlichen Jachten und langjähriger Leiter der Matrosenstation Kongsnæs. Er war verheiratet mit Clara Zwanziger, Tochter des vormaligen Leiters der Potsdamer Matrosenstation.
Geschichte
Carl Velten wurde am 28. Januar 1849 im Rheinland geboren und trat im Jahr 1863 in die damalige preußische Marine ein. Er fuhr auf allen Meeren und nahm an ihren Waffentaten in den Kriegen von 1864 gegen Dänemark und 1870 gegen Frankreich teil, in welchem er als Geschützführer auf der „Meteor“ gegen den französischen Aviso „Bouvet“ bei einem Gefecht vor Havanna diente. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Marinedienst wurde ihm als Kapitän die Führung der vor der Matrosenstation Kongsnæs liegenden kaiserlichen Jachten, der Dampfjacht „Alexandria“ und der kleinen Fregatte „Royal Louise“ anvertraut, ehelichte dort die Tochter Clara des damaligen Leiters der Matrosenstation und folgte ihm im Jahr 1876 als Leiter der Matrosenstation nach.
Auf beiden Schiffen fuhr Carl Velten die kaiserliche und königliche Familie und zahlreiche hohe und höchste Fürstlichkeiten und Herrschaften, die als Gäste des Kaisers und Königs in Potsdam zu Besuch weilten, über die Havelseen und übernahm auch die Ruderausbildung der kaiserlichen und königlichen Prinzen, der Söhne des Kaiser und Königs Wilhelm II. sowie der Kaiserin und Königin Auguste Viktoria.
Mit der Erweiterung der Marinestation Potsdam wurde ihm der Titel „Kaiserlicher Yacht-Kapitän“ verliehen. Jahrzehntelang leitete der markige Kapitän die Sonderausbildung der von den Städten Wilhelmshaven und Kiel nach Potsdam kommandierten Matrosen, bei der Eröffnung des Teltowkanals durchschnitt er mit der „Alexandria“ als erster das Band vor der Kanaleinfahrt und auf der kaiserlichen Jacht Meteor nahm er alljährlich auf Einladung des Kaisers an der Kieler Woche teil.
Gewissenhaft führte Kapitän Velten die Liste aller Fahrzeuge der Matrosenstation und machte über alle Zweige seines abwechslungsreichen Dienstes Aufzeichnungen.
Einen herben Verlust erlitt der Kapitän, als sein Sohn während des Herero-Aufstandes in Afrika als Stabsarzt starb.
Nach dem Ende des Deutschen Kaiserreichs und der Aufhebung der Matrosenstation begrüßte Kapitän Velten, der seine Wohnung beibehalten und die Matrosenstation gewissenhaft über unruhige und schlimme Zeiten hinweg bewahren konnte, freudig den Einzug des kaiserlichen Jachtklubs in die Räume der Matrosenstation, dem er mit Rat und Tat zur Seite stand.
Carl Velten starb am 25. Oktober 1925 in seinem Haus auf der Matrosenstation in Potsdam. Die Beisetzung fand am 29. Oktober auf dem Neuen Friedhof zu Potsdam unter lebhafter Beteiligung der Bevölkerung statt.
Die warme Anteilnahme, die zahlreiche Mitglieder des ehemals regierenden Preußischen Königs- und Deutschen Kaiserhauses am Ableben Carl Veltens nahmen deutet darauf hin, daß es sich bei ihm um einen Mann handelte, der sich in besonderer Weise um die hohenzollernsche Familie verdient gemacht hatte.
Weitere Details
„Die Nachricht vom Heimgange Ihres von mir so geschätzten Gatten habe ich mit Betrübnis erfahren und spreche Ihnen Meine wärmste Teilnahme aus. Ich werde dem treu bewährten Manne ein ehrendes Andenken bewahren“, schrieb Kaiser Wilhelm II. in einem Brieftelegramm aus Haus Doorn, seinem Exilsitz in den Niederlanden, am 28. Oktober 1925 an die Witwe von Carl Velten. „Mit aufrichtiger Teilnahme habe ich Kenntnis erhalten von dem Hinscheiden Ihres Mannes, des Kapitains Velten, in welchem wir einen der Treuesten, der unserer Familie so lange diente, verlieren…..“ ließ Prinz Heinrich, der Bruder des Kaisers, aus dem Herrenhaus Hemmelmark bei Eckernförde in einem Brieftelegramm an Frau Velten verlauten. Kronprinz Wilhelm und Kronprinzessin Cecilie nahmen von Schloß Oels in Schlesien aus in einem Telegramm „herzlichste Anteilnahme“, beider Sohn Prinz Wilhelm schrieb, auch im Namen seiner Geschwister, in einem Telegramm ebenfalls aus Oels an Frau Velten: „Herzliche Teilnahme am Tode Ihres Gatten. Ehre seinem Angedenken, der stets ein echter deutscher Seemann seinem Allerhöchsten Herrn treu ergeben war“. Prinz August Wilhelm, Bruder des Kronprinzen, merkte in einem vierseitigen Handschreiben aus der Villa Liegnitz in Potsdam unter anderem an „…..welch ein Stück stolzer, glücklicher Vergangenheit sich auch in Ihrem Gatten verkörpert und sinkt mit ihm dahin ! Voller Dankbarkeit denke ich zurück bis in die Tage frühester Jugend, wo er uns erste Anleitung im Rudern gab und mit so vielen Familienfeiern unzertrennlich verbunden war, die immer mit einer Fahrt auf der guten, alten Alexandria gipfelten. Für alle Treue, die er unserem Hause stets bewies, lassen Sie mich Ihnen auch heute von Herzen danken….“, Prinz Oskar, der im Auftrage des Kaisers an der Beisetzung teilnahm, überbrachte einen Blumengruß seiner Brüder Eitel Friedrich und August Wilhelm; Ernst - August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und Viktoria Luise, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Prinzessin von Preußen, einzige Tochter Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria, sandten Blumen. Zahlreiche Bürger Potsdams kondolierten in Schriftform.
In einem Rundschreiben vom 29. Oktober 1925, aus Anlass des Ablebens von Carl Velten veranlasst von der Havel-Jugend-Abteilung des kaiserlichen Jachtklubs hieß es unter anderem: „….jeder von uns hörte gern den vielen und netten Erzählungen aus seiner länger als fünfzigjährigen Dienstzeit unter den Preußischen Königen zu. Noch im vergangenen Jahr war es ihm möglich, an unseren Segelfahrten teilzunehmen und er erzählte bei einer dieser Fahrten, an welcher auch die Söhne Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen teilnahmen, daß er mit fünf Generationen der Hohenzollern gesegelt sei.“
Quellen
- Dokumente aus dem Nachlass der Clara Velten, geborene Zwanziger
- Unterlagen beim Neuen Friedhof in Potsdam