E.DIS Potsdam
(Weitergeleitet von E.ON edis)
Das E.DIS Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum befindet sich in der Innenstadt von Potsdam. Der Gebäudekomplex erstreckt sich von der Berliner Straße 10 über die Türkstraße und Heilig-Geist-Straße bis zur Straße Am Kanal.
Die Häuser wurden im 18. Jahrhundert errichtet und teilweise als Lazarette genutzt. Vom 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhundert waren in den verschiedenen Gebäuden unter anderem das Offizierskasino der Garde du Corps und die Garde-Jäger-Kaserne untergebracht.
Geschichte
Das Garnisonslazarett, Haus Am Kanal 2-3, wurde im Jahr 1752 mithilfe des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet. 1820 war in den Räumen eine Offiziersspeiseanstalt. Von 1903 bis nach dem Ersten Weltkrieg fungierte sie bis zu dessen Auflösung als Kasino für das Regiment Garde du Corps. Nach der Formierung der Reichswehr zogen 1922 die Offiziere des Infanterie-Regiments 9 ein – eine Einheit, die sich durchaus in der Tradition der königlichen Leibregimenter sah. Hier fanden zahlreiche Vorträge und Diskussionsrunden statt, an denen auch Schriftsteller und andere Künstler teilnahmen. Auch die Männer vom Hitler-Attentat am 20. Juli 1944, wie zum Beispiel Henning von Tresckow, verkehrten dort.
Die Bomben vom 14. April 1945 überstand das Kasino relativ unbeschadet. In den letzten Kriegstagen wurde es jedoch von der sowjetischen Armee durch Artilleriebeschuss zum Teil zerstört. Der Festsaal und ein Wirtschaftsbereich blieben erhalten. Die nahe gelegene Heiliggeistkirche verbrannte, das Stadtviertel nahm schweren Schaden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte der Volkseigene Betrieb (VEB) „Kommunale Energieversorgung Potsdam“ den Gebäudekomplex. Der Festsaal wurde wieder aufgebaut – allerdings ohne Kuppel – und war zu Ehren von Walter Junker als „Klubhaus Walter Junker“ öffentlich zugänglich.
Das Gebäude in der Berliner Straße 10 (frühere Hausnummer war die 20) wurde durch Georg Christian Unger 1777 erbaut. Er zierte die Fassade des Palais mit Putten auf der Attika. Die Allegorien auf Astronomie, Tanz, Musik und Philosophie wurden aufgrund ihres schlechten Zustandes im Zuge der Sanierungsarbeiten kopiert. Die Originale werden im Foyer des Kasinos aufbewahrt.
Das Gebäude am Kanal 7 wurde schon 1724 von Pierre de Gayette als bürgerliches Wohnhaus mit integrierter Kaserne errichtet. Im preußischen Potsdam war das keine Seltenheit, denn viele Soldaten wohnten in Privatquartieren. Der bekannteste Bewohner dieses Hauses hieß Henri Alexandre de Catt. Der gebürtige Schweizer folgte 1758 einer Einladung Friedrich II. an den Hof nach Potsdam. 1773 zog de Catt in das Gebäude Am Kanal 7 ein. Vier Jahre später ließ er das Palais Berliner Straße 10 erbauen.
Die Litfaßsäule an der Ecke Berliner Straße/Am Kanal ist die letzte ihrer Art. Als Trafo-Station diente sie bis ins Jahr 1971. Im restaurierten Originalzustand macht sie seit 1992 wieder Reklame.
Das benachbarte Gebäude in der Berliner Straße 11, welches bis in die Türkstraße reicht, wurde als Kaserne für Beweibte Offiziere erbaut und wurde später als Garde-Jäger-Kaserne genutzt.
Nach der Wende wurde der Gebäudekomplex von der kommunalen Energieversorgung – „Märkische Energieversorgungs AG“, kurz „MEVAG“ – und später von dessen Nachfolge-Unternehmen – dem Energiekonzern „E.ON edis“ – übernommen. Zum 1. Juli 2013 hat die frühere E.ON edis AG umfirmiert und heißt seitdem E.DIS AG. Die Hauptverwaltung befindet sich in Fürstenwalde/Spree.
Die E.DIS AG ist einer der größten regionalen Energienetzbetreiber Deutschlands und betreibt in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern neben dem Strom- auch ein Gasnetz. Das Unternehmen mit Sitz in Fürstenwalde sichert den zuverlässigen Netzbetrieb für Privat- und Gewerbekunden, Industrieunternehmen und Kommunen.
Mit über 2.500 Mitarbeitern ist die E.DIS-Gruppe einer der größten Arbeitgeber in den neuen Ländern. Hauptgesellschafter der E.DIS AG ist E.ON, kommunale Anteilseigner sind mit rund einem Drittel an E.DIS beteiligt.
Gemälde „Angriff des Regiments Garde du Corps in der Schlacht von Zorndorf“
Kaiser Wilhelm II. beauftragte 1899 den in Berlin lebenden polnischen Maler Wojciech Kossak, ein Gemälde mit einer Szene aus der Schlacht von Zorndorf vom 25. August 1758 anzufertigen. Nach der Fertigstellung des 2,70 x 6,0 Meter großen Schlachtengemäldes, schenkte es Kaiser Wilhelm II. 1900 dem Regiment Garde du Corps in Potsdam für das Offizierskasino. 1923 kam das Historienbild in das im Königlichen Marstall eingerichtete Garnisonmuseum. Hier hing es bis 1944 und wurde wegen der zunehmenden Bombardierungsgefahr ausgerahmt, aber nicht abtransportiert. Den Bombenangriff vom 14. April 1945 überstand der Marstall fast unbeschadet, 1946 wurde in den provisorisch hergerichteten Räumen des Marstalls das Potsdamer Stadtmuseum eingerichtet. Erst 1966 fand man zufällig beim Ausräumen des Marstalls das verschollen geglaubte Gemälde. Bis Mitte der 90er Jahre lagerte es dann vergessen im Magazin des Potsdam-Museums in der Lindenstraße.
1996/97 wurde das stark beschädigte Gemälde in der Ausstellung „Sammeln und Bewahren mit Bürgersinn und Heimatkenntnis – zur Geschichte des Potsdam-Museums“ in den Räumlichkeiten der Hiller-Brandtschen Häuser und 2003 in der Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam eine Stadt in der Mitte Europas“ im Kutschstall am Neuen Markt präsentiert.
Bei der Einweihung des sanierten, ehemaligen Offizierskasinos im E.DIS Verwaltungszentrums im Jahr 2003, machte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs dem Energiedienstleister das Angebot, die Restaurierung des Gemäldes zu sponsern und es dann als Dauerleihgabe wieder an seinem ursprünglichen Ort aufzuhängen. Zahlreiche Brandlöcher und 15 große vertikale Knicke mussten die Restauratoren Grit Jehmlich, Regina Klug und Oliver Max Wenske aufwendig beseitigen. Seit 2005 hängt das restaurierte Schlachtengemälde an seinem angestammten Platz.
Weitere Bilder
Quelle
Das Energie-Karree - E.DIS in Potsdam; Unternehmensbroschüre der E.DIS
Frank Bauer „Die Schlacht bei Zorndorf 25. August 1758“, Edition König und Vaterland, Potsdam 2005
Kommandantur - Am Kanal 3, Eintrag in der Denkmalliste | Kaserne und Wohnhaus - Am Kanal 4 / 4a, Eintrag in der Denkmalliste | Am Kanal 7 - verbunden mit Berliner Straße 10, Eintrag in der Denkmalliste | Berliner Straße 10, Wohnhaus mit palastartiger Fassade, Eintrag in der Denkmalliste | Berliner Str. 11/ Türckstr. 12 - Kaserne der Leib-Eskadron der Garde du Corps. Eintrag in der Denkmalliste
Weblinks
- E.DIS AG – Offizielle Webseite
- E.DIS AG – Artikel bei der Wikipedia