Garnisonkirche

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Die Garnisonkirche, im Jahr 1827

Die Garnisonkirche (offizielle Bezeichnung war Hof- und Garnisonkirche) befand sich in der Innenstadt von Potsdam, in der Breiten Straße/Ecke Dortustraße. Sie diente dem preußischen Hofstaat der Hohenzollern sowie dem Militär als Gotteshaus und war ein Wahrzeichen von Potsdam. In der Kirche wurden die Soldaten für Kriege vorbereitet. Hier erhielten sie den Segen, um gegen das 5. Gebot der christlichen Kirche zu verstoßen - Du sollst nicht töten. In diesem Hause Gottes und des Friedens hingen viele Flaggen von Einheiten, die im Krieg durch das preußische Heer besiegt wurden. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche bis auf die Grundmauern zerstört. Die Ruine wurde 1968 abgerissen. Danach wurden an ihrer Stelle das Rechenzentrum und ein weiterer Flachbau errichtet.

Geschichte

Hohenzollernzeit

Die Kanzel mit einem Teil eroberter Flaggen, 1940

Die erste Garnisonkirche entstand in den Jahren 1720 bis 1722. Sie war ein Fachwerkbau und hatte einen quadratischen Grundriss. Da der Untergrund des Baues nicht ausreichend verfestigt wurde (siehe Plantage), versank die Kirche nach wenigen Jahren.

Die neue Kirche wurde von Philipp Gerlach zwischen 1730 und 1735 auf Befehl von König Friedrich Wilhelm I. errichtet. Sie diente den königlichen Soldaten für Gottesdienste und galt als ein Hauptwerk des preußischen Barocks. Mit einem 88,40 Meter hohen Glockenturm überragte das Gebäude die anderen Bauten der Stadt. Die Kirche bildete mit der Nikolaikirche und der Heiligengeistkirche eine Sichtachse, den sogenannten "Drei-Kirchen-Blick". Alle drei Kirchen prägten eindrucksvoll die Stadtsilhouette von Potsdam.

In der offenen Turmlaterne befand sich ein Glockenspiel mit 40 Glocken. Es spielte in halbstündlichem Wechsel den Choral „Lobe den Herren“ und das Lied „Üb' immer Treu' und Redlichkeit“. 365 Stufen waren bis zu dem Glockenspiel zu ersteigen.

Am 22. Juni 1740 wurde Friedrich Wilhelm I. in einer Gruft unter der Kanzel beigesetzt. Der Sarg Friedrich II. folgte 46 Jahre später.

Der Innenraum glänzte durch Schlichtheit. Herausragender Schmuck bildeten Fahnen und Standarten, welche die preußischen Armeen in den Befreiungskriegen gegen Napoleon und in den so genannten „Vereinigungskriegen“ in den Jahren 1864, 1866 und 1870/71 erobert hatten.

bis 1945

Der „Tag von Potsdam“ – am 21. März 1933 – belastete die Garnisonkirche in besonderem Maße. Die Nationalsozialisten missbrauchten das Gotteshaus zur Inszenierung der Machtübergabe an Hitler. Damit wollten sie zur Erreichung ihrer Ziele eine angebliche Verbindung von Nationalsozialismus und Preußentum demonstrieren. Hier konstituierte Adolf Hitler den neu gewählten Reichstag. Er verkündete im Beisein von Feldmarschall und Reichspräsident Paul von Hindenburg die Verknüpfung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit der preußischen Monarchie. Beim Aufmarsch des 9. Infanterieregiments in der Breiten Straße war fast die gesamte ehemalige Kaiserfamilie anwesend.

Die Garnisionkirche im Jahr 1945

Die Garnisonkirche wurde bei dem britischen Bombenangriff in der Nacht von Potsdam, am 14. April 1945, durch einen Blindgänger getroffen und nur leicht beschädigt. Weitere Schäden erhielt sie lediglich durch Bombensplitter und herumfliegende Trümmerteile. Der benachbarte Lange Stall brannte jedoch lichterloh und der Wind wehte brennende Teile und riesige Funken auf die Kirche hinüber. Durch offene Lüftungsklappen im Bereich der Glockenspielwalze konnten diese schließlich in das Innere des Turmes eindringen und ihn komplett in Brand setzen. Insbesondere das hölzerne Turmgeschoss und die mit sehr viel Holz verarbeitete Technik des Glockenspiels gaben dem Feuer reichlich Nahrung. Nachdem sich die Glocken aus ihren Halterungen gelöst hatten, stürzten sie einzeln vom Turm in die Tiefe, während sie ein letztes Mal angeschlagen wurden. Das Kirchenschiff indes war noch intakt. Da jedoch der Blindgänger schließlich explodierte, brannte dieser Gebäudeteil ebenfalls aus. Ein Teil des wertvollen Inventars, wie der Feldaltar, konnten im letzten Moment gerettet werden. Das gesamte Gebäude brannte letztlich völlig aus. Weitere Schäden an der Garnisonkirche wurden durch Artilleriebeschuss der herannahenden Sowjetarmee verursacht.

Der Innenraum der Garnisionkirche im Jahr 1945

Nach den Zweiten Weltkrieg

Bei seinem Besuch in Potsdam am 22. Juni 1967 forderte SED-Generalsekretär Walter Ulbricht die Beseitigung der noch immer stadtbildbestimmenden Kriegsruinen, so auch der Ruine der Garnisonkirche. Ohne Vorankündigung wurden die Potsdamer Stadtverordneten auf Druck der Bezirksleitung der SED in der Sitzung vom 26.04.1968 aufgefordert, für die Sprengung der Kirche zu stimmen. Vier Abgeordnete stimmten gegen den Abriss. Bereits zehn Tage davor hatte das Politbüro der SED den Kirchenabriss und die Neubebauung durch ein Rechenzentrum beschlossen.

Am 14. Mai 1968 fand eine erste Sprengung statt. Zunächst wurden abschnittsweise die Umfassungsmauern und Pfeiler gesprengt. Die Sprengung des Turms gelang nur zum Teil, so dass am 23.06.1968 eine zweite Sprengung notwendig war. Hunderte Potsdamer standen an den Absperrungen und verfolgten bewegt das Schauspiel. Auf dem nun freien Gelände entstand das zuvor geplante Rechenzentrum für den Bezirk Potsdam. Aufgrund des immer noch sehr schlechten Baugrundes wurde es zum teuersten Bau dieser Art in der Geschichte der DDR.

seit 1990

Am 14. April 1991 wurde auf der Plantage an der Dortustraße/ Ecke Yorckstraße ein neues Glockenspiel der Garnisonkirche in Betrieb genommen. Die Glocken sind an einer schlichten Stahlkonstruktion befestigt. Ein deutsches Fallschirmbataillion hatte sich dafür eingesetzt.

Das Gewölbebogen der Garnisonkirche, um 2006

60 Jahre nach der Nacht von Potsdam legten führende Politiker Brandenburgs und der evangelischen Kirche am 14. April 2005 den Grundstein für den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Die Veranstaltung wurde von Massenprotesten begleitet und war weiträumig abgesperrt. Rund fünf Monate später setzte man dann den Schlussstein über einem neuen, 8 Meter hohen Gewölbebogen, der auf dem erhaltenen Fundament steht und ein Teilstück des Turminnenraumes ist.

Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist vorgesehen. Die „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ (kurz „TPG“) hat seit der Wende über 7 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gesammelt und möchte, dass die Kirche im ursprünglichen Sinne genutzt wird.

Als zweite Gruppierung ist die „Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e.V.“ (kurz „FWG“) an dem Thema beteiligt. Am 15. Januar 2004 unterzeichneten mehr als 100 Persönlichkeiten aus Brandenburg und Berlin den „Ruf aus Potsdam“, der zum vollständigen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche aufruft. Als Schirmherren der Wiederaufbau-Initiative nahmen Bischof Martin Huber, der damalige Ministerpräsident Brandenburgs Matthias Platzeck und sein damaliger Innenminister Jörg Schönbohm teil.

Die Evangelische Kirche in Potsdam möchte die ehemalige Garnisonkirche als Kirche wieder gewinnen, erhalten und als ein Versöhnungszentrum betreiben. Die FWG unterstützt diese Pläne. Eine Stiftung befindet sich in Gründung. Zweck der Stiftung soll zukünftig die vom Ort der Potsdamer Garnisonkirche ausgehende Friedens- und Versöhnungsarbeit sein.

Die TPG ist der Auffassung, dass mit dem neuen Nutzungskonzept nicht ihre ursprünglichen Ziele verwirklicht werden. Sie hat ihre Auflösung beschlossen. Ein Teil der Spender nahmen ihre finanziellen Zusagen zurück. Es stehen aber noch gut 5 Millionen Euro aus Spenden der TPG zur Verfügung. Dieses Geld verwahrt die TPG. Es soll zur Auszahlung kommen, wenn die TPG im Nutzungskonzept ihre Ziele erfüllt sieht.

Die FWG zeichnete im Jahr 2005 für den Bau des Gewölbebogens verantwortlich. Ihr Kapital beträgt nach Presseberichten 300.000 Euro. Die Kosten für den Wiederaufbau der Garnisonkirche werden auf 65 Millionen Euro geschätzt.

Im Haus der FWG, Breite Straße 7, befindet sich eine Ausstellung über die Garnisonkirche.

Weblinks

Quellen

  • Die Garnisonkirche – Seite bei Potsdam.de; Stand: 2. Juli 2010; Quelle zur Geschichte
  • „Potsdam-Lexikon, Stadtgeschichte von A bis Z“, Götzmann, Jutta; Wernicke, Thomas; Winkler, Kurt (Hrsg.); Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin, 2010, S. 219f; ISBN 978-3-942476-03-4.
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