Herbert Ritter

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Herbert Ritter, um 1929

Herbert Ritter (* 27.4.1914, in Nowawes; † 12.11.1931, ebenda) war aktives Mitglied in der Nachwuchsorganisation der KPD, dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD), und wurde im Alter von 17 Jahren von dem Nationalsozialisten Günter Güstrau ermordet. Er war damit das erste Opfer des Faschismus in Nowawes.

Leben

Herbert Ritter wurde am 27. April 1914 in der damaligen Marienstraße 33 (heute Semmelweisstraße) in Nowawes, geboren. Sein Vater war Kutscher, später Kohlearbeiter, und seine Mutter Hausfrau. Er war das dritte Kind der Familie. Ritter besuchte die Volksschule und begann im Jahr 1929 eine Schmiedelehre. Dort war er den Schikanen und Schlägen seines Meisters ausgesetzt. Daher brach Ritter mit Hilfe einiger Freunde aus dem KJVD die Ausbildung ab und arbeitete von nun an für das Neuendorfer Maschinenbauunternehmen Orenstein & Koppel.

1930 wurde Herbert selbst aktives Mitglied im Kommunistischen Jugendverband von Nowawes. Der Ort war zur damaligen Zeit bekannt als das Rote Nowawes und stand im Konflikt mit dem konservativ-preußischen Nachbarn Potsdam. Im Sog der immer schwächer werdenden Weimarer Republik kam es auch in Nowawes zu Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Herbert Ritter fiel diesen zum Opfer.

Ermordung

Am 12. November 1931 kam Herbert Ritter von einer Veranstaltung der Jungkommunisten. Auf dem Heimweg wurde er von Günter Güstrau, einem Mitglied der faschistischen Sturmabteilung (SA), auf dem Friedrich-Kirch-Platz (heutiger Weberplatz) niedergeschossen. Ritter verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. Noch am gleichen Abend kam es zu einer Protestdemonstration entlang der Priesterstraße (heute Karl-Liebknecht-Straße).

Am 19. November 1931 wurde Herbert Ritter auf dem Neuendorfer Friedhof in der Großbeerenstraße beigesetzt. Trotz Verbotes kamen hunderte Arbeiter zu seiner Beisetzung. Mit Ausnahme von Orenstein & Koppel wurde in ganz Nowawes ein Proteststreik durchgeführt. Am Grab von Herbert Ritter sprach unter anderem der damalige Vorsitzende des KJVD, Artur Becker, über die notwendige Einheit der Arbeiterklasse zur Abwendung der faschistischen Gefahr. Die Ortsgruppen der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und des KJVD sammelten Geld und ließen einen Grabstein für Herbert Ritter errichten. Der Entwurf stammte von Walter Klausch. In den Grabstein war ein fünfzackiger Stern aus Kupfer eingearbeitet. Die Beerdigungskosten übernahm auf Antrag der kommunistischen Fraktion die Stadt Nowawes. Anfang 1933 – nach der Machtergreifung Hitlers – wurde das Grab Herbert Ritters von den Faschisten geschändet und der Grabstein zerstört. Der Kupferstern wurde von den damaligen Verwaltern des Friedhofs - der sozialdemokratischen Familie Oerlecke - über den Krieg hinweg gerettet. Er befindet sich im Besitz des Potsdam Museums.

Gedenk- und Erinnerungsstätten

Am 27. April 1974 wurde zu Ehren seines 60. Geburtstages ein neuer Grabstein eingeweiht. Im gleichen Jahr wurde zudem das ehemalige Rathaus von Babelsberg – das Kulturhaus „Herbert Ritter“ – nach ihm benannt. Bereits 1946 wurde die damalige Kirchstraße in Herbert-Ritter-Straße umbenannt.

Weitere Stätten der Erinnerung in Potsdam waren:

  • Plakette der Freien Deutschen Jugend (FDJ) für hervorragende Leistungen im Jugendverband in Potsdam
  • Kindergarten „Herbert Ritter“ in der Karl-Liebknecht-Straße 134, neben den ehemaligen Kulturhaus „Herbert Ritter“
  • PGH (Produktionsgenossenschaft des Handwerks) des Maurer-, Zimmerer- und Fliesenlegerhandwerks „Herbert Ritter“ in der ehemaligen Herbert-Ritter-Straße 9 in Babelsberg
  • Herbert-Ritter-Oberschule in der Flotowstraße 10 an der Kreuzung zur Gluckstraße in Babelsberg (heute Neue Grundschule Potsdam)
  • FDJ-Grundorganisation „Herbert Ritter“ im Staatsarchiv Potsdam

Am 12. November 2010 wurde während des Gedenkens an seine Ermordung von Anhängern des SV Babelsberg 03 und Mitgliedern der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) die verschollen geglaubte Gedenktafel am Gebäude des Bildungszentrums der IHK Potsdam freigelegt. Sie befand sich unter dem Namensschild dieser Einrichtung.

Sonstiges

Im Januar 2011 wurde bekannt, dass die Fraktion Die Andere eine Ordnungswidrigkeitsanzeige wegen absichtlicher Verdeckung einer Gedenktafel gegen die IHK gestellt hat. Sanktionen folgten für die IHK nicht, da Bauaufsicht und Denkmalbehörde im Februar 2011 „keinerlei Verdeckungen der Gedenktafel feststellen“ konnten. Die Tafel war zu dem Zeitpunkt schon seit drei Monaten freigelegt. Lediglich den Holzrahmen musste die IHK entfernen. In Vorbereitung auf den 80. Todestag von Herbert Ritter wurde die Grabstätte von Babelsberg-Fans gesäubert und wieder hergerichtet. Wenige Tage vor dem Gedenktag wurde der Grabstein von unbekannten Tätern beschädigt.


Weitere Bilder

Siehe auch

Quellen

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